Fels der Ordnung

Die beste Lebensgeschichte kann gewiß ein Berufsgenosse schreiben. Selbst Diplomat und Staatsmann, konnte der Autor unschwer ein gut lesbares, zuverlässiges Buch über den Staatskanzler verfassen; auch fehlt es nicht an guten und gründlichen Vorarbeiten. Licht und Schatten sind hier richtig verteilt. Was den Inhalt des Buch? betrifft, wird der österreichische Leser nur gegen einen Satz protestieren — und der spricht nicht von Metternich, sondern von Österreichs Repression in Italien nach 1848. „Es heißt, daß ein Mailänder Abb6... 900 zum Tode verurteilten Italienern die Sterbesakramente gereicht habe!“ — Was heißt „Es heißt“?! Solche Ziffern sind nachzuprüfen! (Regele spricht im selben Zusammenhang von 15 Hinrichtungen.) Doch dies ist nur eine Kleinigkeit in dem interessanten Werk.

Etwas anderes muß wieder einmal besprochen werden — die Art der Ubersetzung, welche mancher Verleger für zulässig hält. Wenn ein Erzeuger auf die Dose schreibt „Gansleber“ und Pferdefleisch hineingibt, straft ihn die Behörde. Was geschieht, wenn ein Verleger die deutsche Übersetzung eines französischen Buchs feilbietet, und es kommen darin Schnitzer vor... ab uno disce omnes. Das wohlbekannte Zitat „Mais qui trompe-t-on ici?“ heißt Seite 132: „Wer trompetet denn da?“ Das schmeckt doch wahrlich, wie wenn man in besagter Gansleber auf einen Hosenknopf beißt.

Man hätte sich auch gewünscht, in einer guten Biographie das Bildnis (wenigstens) der Hauptpersonen zu finden. Anstatt dessen findet man auf dem Umschlag das Porträt Metternichs von Lawrence ... seitenverkehrt. Der Staatskanzler trägt also die Ordenssterne rechts... ist doch eh wurscht! Dafür erfahren wir den Namen des Herrn, der diesen Umschlag entworfen hat. Nun, den kann man ja wegwerfen und das Buch genießen.