Zeitgenossenschaft auf katholisch

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Auf den ersten Blick ist "Angst" nicht unbedingt das Thema von Hans Joas, des diesjährigen Theologischen Preisträgers der Salzburger Hochschulwochen. Der als Ernst- Troeltsch-Honorar-Professor für Religionssoziologie an der Humboldt-Universität und Professor für Sociology and Social Thought an der University of Chicago Lehrende gehört zu den führenden katholischen Denkern im deutschen Sprachraum. Joas setzt sich aber seit Jahren mit dem Abbruch institutionalisierter Religiosität und der Erforschung von Religion in der Zeit danach auseinander.

Der Abbau der Kirchen, der landläufig sehr wohl auch Verlustängste kirchlich sozialisierter Generationen mit sich bringt, ist für Joas aber kein Grund zu resignieren. In seinem Buch "Glaube als Option"(2012) äußert er sehr wohl die Sorge, dass "eine Schwächung des Christentums einen der Pfeiler des moralischen und rechtlichen Universalismus schwächt". Andererseits meint er in diesem Buch auch, dass das Christentum aus Europa nicht verschwinden werde, wenn es seine konfessionelle Verfasstheit verliere. In den Nachwehen des Flüchtlingsjahrs 2015 weist Joas in "Kirche als Moralagentur?" (2016) auf die Max Weber'sche Unterscheidung von Gesinnungsund Verantwortungsethik hin und plädiert dafür, dass sich gerade Kirche(n) als Anwältinnen der Komplexität der Fragestellungen rund um die Migration bewähren.

In einem aktuellen Gesprächsband aus der Edition Herder Korrespondenz, in dem sich Joas mit dem 91-jährigen konservativen Naturrechtsphilosophen Robert Spaemann über die Zukunft des Glaubens matcht, hat Herausgeber Volker Resing in seiner Einführung das Denken Hans Joas' und dessen Weite konzis zusammengefasst.

Am 1. August wird Hans Joas, 70, in der Großen Aula der Universität Salzburg in Anerkennung seines Lebenswerkes der Große Theologische Preis der Salzburger Hochschulwochen überreicht. (ofri)

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