Alfred Worm Eine Erinnerung

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Eine österreichische Journalistendelegation in Rom und im Vatikan. Man möchte unbedingt mehr aus dem Mund des Wiener Kardinals, den die Gruppe begleitet, erfahren, etwa, was er über Konkurrent Krenn denkt. Schwere Enttäuschung, kein Kardinals-Sager zu ergattern, denn Professor Worm parliert mit Eminenz exzessiv über die Vorzüge eines Antithrombotikums (schon damals, bald zehn Jahre zurück, war das Herz Worms angegriffenster Körperteil).

Oder kurz zuvor: Der Papst war in Österreich gewesen, hatte sich wieder ins Flugzeug geschleppt und war gen Rom aufgestiegen. Und Alfred Worm dichtete im darauf folgenden News, wie sich Heiligkeit ins Schlafgemach begab und ermattet in die Kissen sank. Als ob er dabei gewesen war, und mit ihm seine Leser. Ja, ob Vatikanismus oder Klestilomanie: Alfred Worm war der Schrulligkeit nicht abhold.

Er schrieb auch ein - unheimlich schlechtes - Buch über Jesus Christus. Letzteres hatte er mit Rudolf Augstein gemein. Aber der eine wie der andere war ein Heroe des Journalismus. Und konnte den Leser oder den lesenden Kollegen erregen (oft und oft hat sich diese Kolumne über eine Wormiade echauffiert …).

Aber Österreich wäre um einige Skandale ärmer, hätte sich Alfred Worm nicht penibel in Bauring, AKH - und zuletzt in die Causa Bawag - verbissen und geholfen, einigen das Handwerk zu legen.

Ein paar Meinungsmacher der Medienzunft haben ihn zum Journalisten des Jahres 2006 erkoren. Dass Worm diese Auszeichnung vor wenigen Tagen im Beisein des Kanzlers entgegennahm, war eine gerade noch rechtzeitige Anerkennung. Er meinte sinngemäß, für ein Fossil wie ihn sei es Zeit abzutreten.

Der pitzelige Aufdecker, aber auch der nervende Schreiber war vielleicht doch von einem anderen Stern. Und vielleicht ist er ja gerade nach dorthin unterwegs.

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