Austro-Sittengemälde

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In "Stealing Klimt" wird der beschämende österreichische Umgang mit der eigenen NS-Geschichte wieder einmal deutlich.

Restitution" nennt sich jener bürokratische Begriff, den man im Rechtsstreit Maria Altmann gegen die Republik Österreich als späte Gerechtigkeit bezeichnen könnte: Fast sieben Jahre hat es gedauert, bis die mittlerweile 90-jährige(!) Nichte von Adele Bloch-Bauer von einem Schiedsgericht als rechtmäßige Erbin von fünf Gemälden des Jugendstil-Malers Gustav Klimt anerkannt wurde. Nur ihrem persönlichen Engagement verdankt sie es, dass die - von den Nazis geraubten und später in den Bestand der Österreichischen Galerie übergegangenen - Meisterwerke nach 54 Jahre wieder in den Familienbesitz zurückgekehrt sind. Allerdings zum Ärger vieler Österreicher, die darin den Verlust eines Teils "ihrer" Kulturidentität sahen. International sorgte der Fall aber aus einem anderen Grund für Aufsehen: 2006 erzielten die restituierten Gemälde bei einer Auktion den Rekorderlös von 300 Millionen Dollar.

Der britischen Filmemacherin Jane Chablani ist es bei ihrer dokumentarischen Ausleuchtung der Gemälde-Odyssee jedoch um weit mehr, als eine faktentreue Beschreibung eines "Rechts-Krimis" gegangen. Sie wirft einen kritischen Blick auf den Gleichmut mit dem Teile der österreichischen Gesellschaft den eigenen - historisch belegbaren - Verfehlungen in der NS-Zeit begegnen. Wenn beispielsweise ein Museumsdirektor einem Kollegen unverblümt vorwirft, (Mit-)Schuld am jetzigen "Verlust" der Klimt-Bilder zu sein, da er nicht bereits während der Naziherrschaft für "klare Verhältnisse" gesorgt hat, ist dies mehr als beschämend. Gleiches gilt für all das, was in der klassisch gestalteten Filmdoku nicht zur Sprache kommt: Vor der Kamera wollte kein Vertreter der Republik zur aktuellen Causa Bloch-Bauer Stellung nehmen.

STEALING KLIMT

GB 2006. Regie: Jane Chablani. Mit: Maria Altmann, E. Randol Schoenberg, Hubertus Czernin. Verleih: Filmladen. 88 Min.

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