Das Leben - ein Match

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Sönke Wortmanns Drama "Das Wunder von Bern" arbeitet die deutsche Nachkriegszeit auf - anhand von Fußball.

Es ist ein neues Selbstbewusstsein eingekehrt in den deutschen Film. Man traut sich wieder etwas zu und kümmert sich verstärkt um die Aufarbeitung der eigenen Geschichte. Nicht aber Schuld und Sühne für das Dritte Reich sind der Anlass von Sönke Wortmanns raffiniertem Nachkriegsdrama "Das Wunder von Bern", sondern der Mannschaftssport Fußball. 1954 gewann das deutsche Nationalteam unter dem legendären Trainer Sepp Herberger überraschend den Weltmeister-Titel in der Schweiz. Während sich dort überall der Reichtum zeigt, fristet man daheim in Deutschland ein ärmliches Nachkriegsdasein. Regisseur Wortmann erwählte sich das Ruhrgebiet, um die Geschichte einer Familie zu erzählen, deren Vater nach zwölf Jahren aus der russischen Gefangenschaft heimkehrt. Konflikte sind vorprogrammiert, denn die Kinder kennen ihren Vater kaum, und die Mutter bringt längst allein die Familie durch. Des Vaters Vorstellung von einer männlich dominierten Familie stellt das Zusammenleben auf eine harte Probe. Als der jüngste Sohn unbedingt zum WM-Finale nach Bern reisen will, um einen Spieler aus dem Ruhrgebiet anzufeuern, kommt es zu dramatischen Ereignissen zwischen Vater und Sohn.

"Das Wunder von Bern" ist der bislang packendste Film von Regisseur Sönke Wortmann ("Der bewegte Mann", "Das Superweib"). Die WM dient ihm nur als Kulisse für eine einfühlsam erzählte Vater-Sohn-Geschichte, die vor dem Hintergrund der Nachkriegszeit vor allem eines vermittelt: grenzenlosen Optimismus. Der realistisch inszenierte Film ist auch einer der wenigen, der der deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht immer nur schuldvoll begegnet.

DAS WUNDER VON BERN

D 2003. Regie: Sönke Wortmann. Mit Louis Klamroth, Peter Lohmeyer, Lucas Gregorowicz, Katharina Wackernagel. Verleih: Constantinfilm. 117 Min.

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