Deutsche Worte in New York

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Starautor William Safire bemühte am Sonntag gleich zwei deutsche Worte in seiner Kolumne in der New York Times: Er schrieb von der "Schadenfreude" seiner "right-wing friends". Denn auf Englisch gibt es keinen entsprechenden Ausdruck (Safire übersetzte für seine unkundigen Leser: "the guilty pleasure one secretly takes in another's suffering.")

Das andere Wort, das der Kolumnist diesen Sonntag sich von der fremden Sprache auslieh, war "Kulturkampf".

Dass dem selten wortverlegenen Schreiber einige - englische - Worte ausgegangen waren, dürfte nur der symbolträchtigsteAusdruck fürs redaktionelle Befinden der New York Times sein: Einem Reporter, der im renommierten Blatt mehr als 600 Beiträge verfasst hatte, wurden Schwindeleien in großem Stil nachgewiesen: In 36 von 73 Artikeln seit Oktober fand man Fehler, erfundene Geschichten, erdachte Emotionen von Interviewten et cetera.

Die New York Times legt Wert darauf, dass alle ihre Stories selbst recherchiert sind. Die Offenbarungen vom Wochenende, wo auf vier (!) Seiten die Vergehen des ungetreuen Reporters aufgelistet sind, stellen nicht nur fürs betroffene Blatt ein Erdbeben dar. Es wird wohl noch einige Nachspiele geben.

Von diesseits des Atlantiks beobachtet, nötigen die Offenlegungen, die nun geschehen, Respekt ab. Ob hierzulande genauso schonungslos reagiert würde, kämen vergleichbare Machenschaften ans Licht? Der gelernte Österreicher bewundert Amerika in dieser Hinsicht uneingeschränkt.

Aber er erinnert sich auch, dass nicht nur bei der Einzelrecherche unbedingte Integrität gefordert ist. Der Fall New York Times zeigt, dass hier - spät, aber doch klar - reagiert wird.

Die US-Medien sind aber - siehe Irakkrieg - keineswegs dafür bekannt, dass sie der (Welt-) Politik genauso so professionell unbestechlich gegenüberstehen wie sie das im Bereich der Recherche einzelner Journalisten zu tun versuchen.

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