Eine Kulturnation braucht Kinosäle

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Alles Leben ist digital. Genauer: Alles Leben wird digital. Da fährt die Eisenbahn drüber, und auch das Filmgeschäft stellt sich zurzeit ganz und gar um. Dass die Großkinos mit Avatar & Co genug Leute in die Kinosäle bringen, die genug zahlen, dass sich die Umrüstung auf die digitale Projektion auch rechnet, versteht sich von selbst. Und all die neuen Annehmlichkeiten des Kino-Genusses – Stichwort: 3-D – wollen wir ja auch nicht missen.

Die technische Revolution hat aber ihren Preis: 70.000 bis 90.000 Euro kostet die Fitmachung eines Kinosaales fürs digitale Zeitalter. In den Multiplex-Kinos, die sich mit den Blockbustern finanziell einigermaßen schadlos halten können (und die auch in die globale Struktur multinationaler Filmkonzerne eingebettet sind), kein wirkliches Problem.

Für die Einzelkämpfer der Branche, die Programmkinos, wo Film als Kunstform nach wie vor stattfindet, hingegen eine existenzbedrohende Entwicklung. Vom ländlichen Raum, wo „Lichtspieltheater“ sowieso kaum mehr zu finden sind, ist ja schon gar keine Rede mehr.

Dennoch darf der Film nicht nur ins Fernsehen verbannt werden, sondern gehört zur Grundausstattung einer Kulturnation. Und die muss auch für entsprechende Orte sorgen, wo das Publikum dieser Kunstform frönen kann. Man kann es zuspitzen: Die Erfolge von Haneke & Co beinhalten auch derartige Verpflichtung.

Und es gilt weiters: Der reine Markt regelt die Qualität auch hier nicht. Als die Multiplexe mit ihren vielen Sälen in einem Haus aufkamen, gab es noch viele, die meinten, auf diese Weise würden die Nischenprogramme gesichert werden: In irgendeinem der Säle könnte dann ja ein Arthaus-Film laufen, während sich Programmkinos à la longue nicht mehr rechnen würden. Letzteres rückt mit den Umrüstungskosten für die Digitalisierung unzweifelhaft näher. Und erstere Hoffnung – Nischenprogramme im Kommerzkino – hat sich einmal mehr nicht erfüllt.

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