So schnell kann es gehen: Nur mehr der kleine TV-Sender 9live beschäftigt sie, die noch vor gut 10 Jahren Säle füllte und Millionen vor den Bildschirm lockte: Nach der Sommerpause, heißt es, wird „Schreinemakers 01805-100232“ wieder on air sein. Hoffentlich. Denn 9live klagt über niedrige Quoten – und kürzte der Trash-TV-Diva die Sendezeit von einer auf eine dreiviertel Stunde.
„Jeder hat seine Flops – auch Thomas Gottschalk.“ So wurde die Schreinemakers, nicht ganz die Realität erfassend, im April von den Medien zitiert. Wer erinnert sich noch, dass die Talkmasterin bei Sat.1 Standards setzte bei der Höhe der Quoten und bei der Tiefe der Talks? Obwohl: Gegen das, was unser TV-Gerät diesbezüglich an Wortmüll erbricht, war die Schreinemakers ein Waisenmädchen.
Von 1992 bis 1997 währte die Symbiose von Sat.1 und Schreinemakers. Medienforscher analysierten den Einfall von Betroffenheit und Emotion in den nüchternen Journalismus. Der Kolumnist erinnert sich an eine Sendung, in der die quirlige Quasslerin im randvoll besetzten Sendesaal von Mann zu Mann hüpfte und fragte, ob er denn eine Unterhose anhabe. Und – man staunte wahrlich – ein Befragter nach dem andern gab an, ohne das peinliche Kleidungsstück anwesend zu sein. Gottseidank verlangte die Schreinemakers nicht, die behauptete Unterhosenlosigkeit auch öffentlich nachzuweisen.
Heutzutage finden solche virtuellen Entblößungsveranstaltungen ja nur mehr vor- oder nachmittags statt. Schreinemakers belästigte uns da schon noch zur Hauptsendezeit. Fünf Jahre dauerte dieser Spuk, dann war er vorbei, und die Schreinemakers versuchte sich noch ein wenig bei „Big Diet“ – schon auf dem schmuddeligeren RTL II, – und jetzt eben bei 9live.
Kommenden Sonntag wird die ehemalige Tratschtante der Nation 50. Erst? Das TV-Format, das sie einst begründet hat, erscheint uns nämlich schon viel, viel älter. Otto Friedrich
