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Jugend in Polen

Wer in Polen jung ist, bleibt nicht lange dort: Hunderttausende Jugendliche gehen ins Ausland, weil sie daheim keine Zukunft sehen, weil es keine Hoffnung auf Arbeit und Anerkennung gibt. In Ode an die Freude zeichnen drei junge Regisseure die Geschichten junger Polen nach, die gute Gründe haben, das Land zu verlassen und anderswo etwas Besseres zu suchen.

Da ist Aga, die gerade ein Jahr in London als Putzfrau gearbeitet hat. Jetzt hat sie genug Geld beisammen, um gemeinsam mit ihrer Mutter einen Frisiersalon zu eröffnen - doch die wirtschaftliche Situation ist so angespannt, dass auch das Geld von außen nicht hilft. Das neue Geschäftslokal wird bei einer Demonstration verwüstet, Agas Freund begegnet ihr mit Unverständnis. Sie kann nur wieder nach England gehen.

Da ist der junge Peras, der Hiphopper aus Warschau, dessen Freundin aus besseren Verhältnissen kommt. Peras hat Erfolg mit seiner Musik, doch der Vater seiner Freundin setzt ihn unter Druck, erniedrigt ihn, bis der Junge durchdreht. Auch er wird nach England gehen, weil er niemanden hat, der ihn hier braucht.

Und Wiktor hat sogar studiert. Nun ist er wieder zurück im Fischerdorf seiner Eltern, bei seiner nörgelnden Mutter und dem Vater, der nur vor dem Fernseher sitzt. Wiktor putzt Fische, verdient schlecht damit, seine Freundin will ihn nicht mehr. Und irgendwann reicht es auch ihm.

Durch Details wie Radionachrichten oder Musik im Hintergrund sind die drei Episoden miteinander verwoben, weniger deprimierend, als es den Anschein hat. Am Ende ist der Film sogar unterhaltsam. Lehrreich sowieso: England ist jederzeit durch Österreich austauschbar. Wer kennt nicht jemanden, der eine Aga als Putzfrau beschäftigt?

Magdalena Miedl

Ode an die Freude - Oda do Radosci

PL 2005. Regie: Anja Kazejak-Dawid, Jan Komasa, Maciej Migas. Mit Malgorzata Buczkowska, Dorota Pomykala, Poitr Glowacki. Verleih: Top Kino. 110 Min.

X-Mas im Norden

Die literarische Sprache und eine gewisse melancholische Grundstimmung sind der Grund, warum Eltern kleiner Kinder beim Vorlesen gerne zu Pettersson und Findus greifen. In den Verfilmungen der preisgekrönten Kinderbücher von Sven Nordquist, die sich um einen schrulligen alten Mann und seinen frechen Kater drehen, ist davon nichts mehr zu spüren. Auch in der nunmehr dritten Pettersson und Findus-Verfilmung - Morgen, Findus, wird's was geben unter der Regie von Jörgen Lerdam und Anders Sörensen - ist das nicht anders.

Der deutsch-schwedisch-dänische Animationsfilm ist eine ganz harmlose Weihnachtsgeschichte, welche die verloren gegangenen Vorzüge der Bücher auch nicht mit Sentiment oder Weisheit kompensiert: Pettersson hat Findus versprochen, dass am Heiligen Abend der Weihnachtsmann Geschenke bringen wird. Weil der alte Bastler nicht an den Weihnachtsmann glaubt, muss er sich etwas einfallen lassen ... In punkto Niveau noch immer weit über herkömmlicher TV-Ware angesiedelt, ist Morgen, Findus, wird's was geben besonders geeignet für die ganz Kleinen - wahrscheinlich der richtige Film für den ersten Kinobesuch.

Michael Kraßnitzer

MORGEN, FINDUS, WIRD'S WAS GEBEN

D/SV/DK 2005. Regie: Jörgen Lerdam und Anders Sörensen. Verleih:

Filmladen. 74 Min.

Kurzfilme in Wien

Wenn das internationale Festival für digital produzierte Kurzfilme von 29. November bis dritten Dezember zum zweiten Mal in Wien gastiert, feiert es sein zehnjähriges Bestehen mit einem äußerst ausgedehnten Programm. Einerseits wirft das RESFEST einen Blick zurück, interessiert sich aber natürlich auch für aktuelle Entwicklungen und präsentiert zukunftsweisende Kurzfilme. Shorts 1: State of the Art mixt Live Action, Animationen, Motion Graphics und Dokumentarfilme zusammen (herrlich: der schwarzhumorige Kurzfilm Rabbit); Shorts 3: Fear and Trembling lehrt das Fürchten. Der polnische Regisseur Pazerera zeigt mit Moloch eine seltsame Symbiose von Fabriken und Menschen und der Holländer Rosto reißt die Zuschauer mit Jona/Tomberry in einen durchgedrehten Albtraum hinein. Die beliebte Programmschiene Cinema Electronica versammelt Videoclips der aufregendendsten elektronischen Hip-Hop Nummern des letzten Jahres, hat aber durch Radiohead, the Visionaries mit starker Konkurrenz zu kämpfen: Radioheads Musik wird stets durch visionäre filmische Clips begleitet, wie in der Retrospektive einmal mehr "überprüft" werden kann. Wien wird ein regionaler Schwerpunkt gewidmet: Überraschendes wird von Sixpackfilm und Tricky Women (besonders hübsch, wie Sprösslinge aus Blumentöpfen wachsen) projiziert, die Arbeiten der Wiener Graphikerin Tina Frank werden im Rahmen einer Personale präsentiert.Nicole Albiez

RESFEST|10

29. November bis 3. Dezember in Wien.Im Freiraum/Quartier 21 (Museumsquartier) und Topkino. Nähere Programminfos unter: www.resfest.at

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