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Verliebte Forscher

Der ambitionierte Literaturforscher Roland Michell (Aaron Eckhart) begibt sich gemeinsam mit der rigiden Maud Bailey (Gwyneth Paltrow) auf die Spuren des Hofpoeten von Queen Victoria, Randolph Henry Ash (Jeremy Northam). Im Zuge der Forschungsarbeiten erfahren sie nicht nur mehr über den stets vorbildhaft treu geglaubten Ash, sondern auch viel über sich selbst. Während sie seine Liebesgeschichte zu Christabel LaMotte (Jennifer Ehle) enthüllen, schreiben sie ganz nebenbei auch ihre eigene.

Neil LaBute, Regisseur von zahlreichen Theaterstücken und Filmen (u. a. "Nurse Betty"), adaptierte den gleichnamigen Roman von A. S. Byatt, der mit dem britischen Booker-Preis ausgezeichnet wurde. Wie in allen anderen Produktionen von LaBute steht auch bei "Besessen" das Spannungsverhältnis zwischen Mann und Frau im Mittelpunkt. Die Verstrickung des 21. Jahrhunderts mit dem viktorianischen Zeitalters ist deswegen besonders reizvoll. In beiden Epochen wird die jeweilige Geschichte leidenschaftlich erzählt, selten jedoch romantisiert. "Besessen" wirkt meisterhaft ausgeglichen: ruhig und spannend zugleich, schön und tragisch, humor- und anspruchsvoll. Ein Film für Kopf und Herz.

Veronika Dolna

BESESSEN - Possession

USA/GB 2002. Regie: Neil LaBute. Mit Gwyneth Paltrow, Aaron Eckhart, Jeremy Northam, Jennifer Ehle. Verleih: Warner Bros. 103 Minuten

Dumme Diebe

Die Russo-Brüder wagten sich an etwas, das Mario Monicelli 1958 mit "Diebe haben's schwer" vormachte und Louis Malle schon 1983 wiederholte: Die Inszenierung einer spannenden und erfrischenden Gaunerkomödie. Der Ganove Cosimo (Luis Guzman) will nur eines: das große Geld und nichts wie weg aus dem heruntergekommenen Örtchen Collinwood. Glücklicherweise hat er dafür auch einen todsicheren Coup vor Augen. Unglücklicherweise sitzt er selbst im Gefängnis. Auf der Suche nach einem käuflichen Lückenbüßer trommelt Cosimos Freundin Rosalind (Patricia Clarkson) fünf weitere obskure Gestalten zusammen, die am Coup teilhaben wollen. Zusammen ergeben sie eine skurrile Ganovengruppe, deren urige Charaktere sich gegenseitig an Originalität übertreffen. (Besonders amüsant: William H. Macy als alleinerziehender Vater). Leider misslingt den tollpatschigen Dieben alles, was misslingen kann. Dabei geben sie ein ebenso köstliches wie zugleich erbarmungswürdiges Bild ab.

Hervorragende schauspielerische Leistungen und die zeitlose Kulisse amerikanischer Peripherie schaffen eine stimmige Tragikomödie, die auch auf den Film-Festivals in Cannes und Toronto großen Anklang fand.

Veronika Dolna

DIEBE HABEN'S SCHWER - Safecrackers

USA/D 2002. Regie: Anthony & Joe

Russo. Mit Luis Guzman, Michael Peter, Patricia Clarkson, George Clooney.

Verleih: Solo Film. 86 Minuten.

Österreichs "Krone"

Ende Oktober lief die Kronen Zeitungs-Dokumentation der belgischen Filmemacherin Nathalie Borgers auf der Viennale und beim deutsch-französischen TV-Kanal arte. Nun kommt der feine, nicht nur die Kronen Zeitung, sondern auch Österreich entlarvende Film in die heimischen Programmkinos.

Nach dem Wahlsonntag präsentiert sich in Österreich die politische Landschaft zwar grundlegend verändert; Nathalie Borgers Opus, das 2001/2002 entstand, konnte sich nur auf die politische Lage vor dem Sommer beziehen. Aber die Kronen Zeitung bleibt ja auch in der derzeitigen Polit-Konstellation ein einzigartiger Medienfaktor.

Hans Dichand, Kurt Seinitz, Wolf Martin, Dieter Kindermann & Co zeigen in "Kronenzeitung - Tag für Tag ein Boulevardstück" höchstpersönlich, wes Geistes Kinder sie sind: Das ist die wirkliche Leistung von Nathalie Borgers. Dass dabei auch Staatsrepräsentanten wie der Bundespräsident oder Burgenlands Landeshauptmann mittun, erstaunt gelernte Österreicher nicht. Hans Dichand gibt sich in den Interviews pudelsanft und pocht auf seine und seiner Zeitung Tierliebe; dass er Macht ausübe bestreitet er auch gegenüber Borgers. Aber die schwarzblaue Koalition von anno 2000 hätte er denn doch nicht wollen, so Dichand, und er vereinnahmt beim Guglhupf-Jausnen auch den Bundespräsidenten für diese Sicht der Dinge.

Man erinnert sich, wie sehr das Kleinformat im jüngsten Wahlkampf gegen Rotgrün kampagnisierte - diesmal mit mehr Erfolg als beim Schwarzblau-Verhinderungsversuch vor drei Jahren. Auch im Licht dieser politischen Einmischung ist Nathalie Borgers Dokumentation ein Pflichtfilm für medienkritische Zeitgenossen.

Otto Friedrich

KRONENZEITUNG -

TAG FÜR TAG EIN BOULEVARDSTÜCK

Ö/B/F 2002. Regie: Nathalie Borgers.

Verleih: Navigatorfilm. 57 Min.

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