Wenn er nicht gerade ein Buch herausbringt und dafür das Nachwort schreibt, ist Claus Pándi Chronik-Ressortchef beim größten Kleinformat im Lande. Aber gerade als Nachwortschreiber kann er sich sehen lassen: Das Wort Evangelium stammt aus dem Griechischen ... und bedeutet "gute Nachricht" oder "frohe Botschaft" lesen wir und sind erstaunt, wie Hobby-Theologe Pándi dann in wenigen Zeilen die Essentials der Evangelien ausbreitet. Was aber treibt einen Krone-Macher in die Arme der Religion? Auch das gibt besagtes Nachwort preis: Die beiden Männer, die in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit ähnlicher nicht sein könnten, verstanden einander von der ersten Minute an. Der 1921 in Graz geborene Zeitungsmacher und der 1945 in Skalken in Böhmen geborene Dominikaner, Theologe und Aristokrat. Beide bisweilen ein wenig mit dem Kopf in den Wolken jedoch mit den Beinen stets fest auf dem Boden. Schönborn und Dichand, beide zurückhaltend und bescheiden, zugleich der Bedeutung von Öffentlichkeit bewusst. Die ihnen zugeschriebene Macht berührt den Zeitungsherausgeber wie den Kardinal gleichermaßen unangenehm ...
Richtig: Dichand hat vor fünf Jahren den Kardinal gewonnen, und der legt seit damals sonn-und feiertäglich auf einer Krone-Seite das Evangelium aus. Doch - Pándis Herausgabe sei Dank - nun gibt es Schönborns Auslegungen in besonderer Buchform: als Faksimiles seiner handschriftlichen Aufzeichnungen. Pándi: ... die Handschriften des Kardinals geben noch mehr Einblick in seine Gedanken: dort, wo es Schönborn flüssig von der Hand geht oder dort, wo es Korrekturen oder Durchstreichungen gibt, wo es klar ist oder wo noch mehr zu hinterfragen gewesen ist. Dem Leser wird bei Betrachtung dieser Papiere vieles leichter nachvollziehbar und er erhält ein Gefühl für Ästhetik und die Konzentration in der feinen und disziplinierten Schrift.
Kritikastern und Spöttern ins Stammbuch: Alles hat ja seinen guten Zweck - Der gesamte Reinerlös der gedruckten Notizblätter ergeht an den Verein "Rettet den Stephansdom"!
