Gotovina gottbegnadet

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"Unser Land ist ein gottbegnadetes Land", weiß Ivo Sanader, der kroatische Ministerpräsident. Daraufhin kommt er ins Stottern, als ob Helmut Opletal die Stirn gerunzelt hätte. Auf ein oder zwei Sekunden Stille folgen Worte der Tröstung: "Kroaten kommen ja auch nach Österreich, um dort Schi zu fahren." Gottbegnadete Kroaten verschmähen den österreichischen Schnee also doch nicht. Da sind wir aber froh.

Im Rahmen des ö1-Europa Journals wollte Sanader den Hörern Aufschluss über das Kroatien geben, das sich nach den geplatzten eu-Aufnahmegesprächen in einer Identitätskrise befindet. Die un-Chefanklägerin Del Ponte stellte fest, die Zusammenarbeit mit der kroatischen Regierung sei nicht "ernsthaft" genug.

Das heißt: Nationalheld General Gotovina wird dem Tribunal in Den Haag nicht ausgeliefert, wo er für die Vertreibung von 150.00 Serben und für den Mord an 150 Serben zur Rechenschaft gezogen werden soll.

Aber weshalb wurde er nicht ausgeliefert? "Weil er nicht in Kroatien ist!" Aber heißt es nicht, dass ihn gewisse Armeekreise schützen, weil er dort als Nationalheld gilt? "Das stimmt nicht! Es gibt keine Leute, die eine entgegengesetzte Position hätten." Keine entgegengesetzte Position zu der des Ministerpräsidenten? Alles also ein Fehler der eu? Aber wo kann er sonst sein? "Informationen über den Aufenthaltsort von Gotovina, die in der eu gesammelt werden, sollen bitte an mich weitergeleitet werden!" Das ist noch nicht passiert? Und was wäre, wenn sich der Nationalheld am Ende doch in Kroatien aufhält? "Wenn er Kroate und Nationalheld ist, dann soll er sich jetzt stellen!" Wie es gottbegnadete Kriegsverbrecher zu tun pflegen ...

Meine Vermutung: Gotovina hält sich in Österreich auf. Und wartet gottbegnadeterweise auf die Wintersaison in Kitzbühel.

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