Mimenspiel des Wahnsinns

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Der neue Batman-Film „Dark Knight“ mausert sich – gerade als dämonisch-abgründiges Vermächtnis von Heath Ledger – zum Blockbuster des Jahres.

Die Geschichte von Batman ist viel mehr als bloße Comic-Action. Der Milliardär Bruce Wayne, der sich nach dem Mord an seinen Eltern schwor, auf ewig gegen das Verbrechen zu kämpfen, ist in Wahrheit ein Besessener, gefangen zwischen Selbstjustiz und Gerechtigkeitsfanatismus. Sein Psychogramm bedingt entsprechende Gegner: Ohne die Gestalt von Batman wären Superbösewichter wie der Joker oder Two-Face gar nicht erst möglich.

Und so führt sich Batman, der Held, selbst ad absurdum, was Regisseur Christopher Nolan in seinem zweiten Batman-Film „The Dark Knight“ zu unterstreichen versucht. Ein irrer Psychopath mit gallig-grünem, wirrem Haar, weißer Gesichtsfarbe und zu einem Supergrinser aufgeschlitzten Wangen, der sich Joker nennt, sucht die Konfrontation mit ihm. Solange Batman seine Maske nicht fallen lässt, will der Joker täglich Menschen töten. Der Held wird dadurch selbst zum Schurken, und plötzlich sind seine Handlungen zum Guten gar nicht mehr so gut. Diese Brüchigkeit macht den Batman-Mythos aus.

„The Dark Knight“ schickt sich derzeit in den USA an, der erfolgreichste Film aller Zeiten zu werden (vgl. Furche 30, Seite 18). Das liegt aber nicht etwa an der Psychologie der Story, sondern am tragischen Tod eines Protagonisten: Joker-Darsteller Heath Ledger starb Anfang 2008 an einer Überdosis Medikamente. So ist Hollywood.

Dass sich die übrigen Darsteller zu Ledgers Performance wie Statisten ausnehmen, scheint gewünscht: Selbst „Batman“ Christian Bale ist Nebendarsteller im eigenen Film. Aaron Eckhart interpretiert den Fall des rechtschaffenen Staatsanwalts Harvey Dent zum Bösewicht Two-Face mit starker Farblosigkeit. Maggie Gyllenhaal, Michael Caine und Gary Oldman können bloß Karikaturen ihrer Figuren spielen. Trotz 152 Minuten Überlänge ist „The Dark Knight“ alles andere als tiefgehend – er verweigert sich der eingehenden Beschäftigung mit der Batman-Materie, indem er sie viel zu breit auffächert. Nolan hätte sich wohl allein auf den Joker konzentrieren sollen: Denn einzig Ledgers Mimenspiel des Wahnsinns und seine geschickte Intonierung des Abgrundbösen machen diesen Film zum Ereignis.

THE DARK KNIGHT

USA 2008. Regie: Christopher Nolan. Mit Christian Bale, Heath Ledger, Maggie Gyllenhaal. Verleih: Warner. 152 Min.

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