Mit Gott spielt man nicht

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Grandios schlicht, authentisch ergreifend: Mit "Die Höhle des Gelben Hundes" gelingen Regisseurin Byambasuren Davaa zum zweiten Mal wunderbare Bilder und Geschichten aus der Mongolei.

Sie reitet schon, was das Zeug hält. Und hütet per Pferd die Schafe in der mongolischen Landschaft, in der die Nomadenfamilie ihr Domizil aufgeschlagen hat. Dabei ist Nansal, die älteste Tochter der Familie Batchuluun, erst sechs Jahre alt. Aus der Schule in der Stadt ist sie gekommen, um mit den Ihren den Sommer zu verbringen.

Grandios schlicht, rührend, ergreifend - und dadurch umso authentischer hat Regisseurin Byambasuren Davaa nach dem Überraschungserfolg "Die Geschichte vom weinenden Kamel" nun ihren ersten Spielfilm gestaltet: "Die Höhle des Gelben Hundes" basiert auf mongolischen Erzählungen - und bleibt dennoch fast dokumentarisch am Leben der letzten Nomaden in Zentralasien.

Ja, die Stadt ist da, in die Vater Batchuluun mit dem Motorrad aufbricht, um Felle zu verkaufen und das Notwendigste für die Seinen zu besorgen. Auch ein klappriges Wahlkampfauto verliert sich hin und wieder in die Nähe der aus dem Sommerquartier zum Winterplatz Wandernden, um zur Teilnahme am Urnengang aufzurufen. Aber sobald die Familie in der Jurte - ihrem Zelthaus - in traditionellem Gewand versammelt ist, scheint die Zeit stehen geblieben.

Nansal findet in einer Höhle einen jungen Hund; sie gibt ihm den Namen Zochor und nimmt ihn nach Hause. Doch ihr Vater will, dass sie Zochor wieder aussetzt. Doch Nansal kann sich nicht von ihm trennen. Als sie sich eines Tages auf der Suche nach Zochor verirrt, wird sie von einer alten Nomadin aufgenommen, die ihr die Fabel von der Höhle des Gelben Hundes erzählt. Diese mythische Geschichte steht in der Mitte des Films, dessen Handlung um die Frage kreist, ob Nansal ihren Zochor letztendlich behalten darf oder nicht.

Unglaublich, wie Byambasuren Davaa aus solch schlichter Ausgangssituation einen aufregenden Bogen entwickelt - und dabei dennoch in großer Ruhe und genauer Beobachtung die Weite, Unerbittlichkeit aber auch beklemmende Schönheit mongolischen Steppenlebens auf die Leinwand bringt.

Einen Sommer lang hat das Filmteam gemeinsam mit Familie Batchuluun gelebt - und konnte den jungen Vater, seine Frau, und die drei Kinder dazu bringen, ihr Alltagsleben zum Teil der dargestellten Geschichte zu machen.

In einer Szene sieht man Nansal beim Spielen mit ihrem etwa einjährigen Bruder Batbayar. Der Kleine krabbelt dabei auch auf den Altar, der sich in der Jurte befindet und nimmt die dort stehende Buddha-Statue in die Hand. "Lass das", weist ihn die sechsjährige Nansal da zurecht: "Mit Gott darf man nicht spielen!"

"So einen Satz kann man nie inszenieren", meint Byambasuren Davaa; sie hat die Kinder geduldig beobachtet: "Und sie haben mir dafür wunderbare Momente geschenkt." So wunderbar, dass das Publikum die "Höhle des Gelben Hundes" mindestens so lieben wird wie das "Weinende Kamel".

DIE HÖHLE DES GELBEN HUNDES

D 2005. Regie: Byambasuren Davaa.

Darsteller: Familie Batchuluun, Tserenpuntsag Ish. Verleih: Filmladen, 90 Min.

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