"Der Teufel trägt Prada": Königskobra Meryl Streep verspeist Mäuschen Anne Hathaway doch nicht.
Wenn Hollywood sich filmisch an Haute Couture heranmacht, wirkt das diesseits des Atlantiks im Allgemeinen deplatziert. Das musste vor 12 Jahren schon Robert Altman erfahren, als er in "Pret-à-Porter" eine Starriege aufmarschieren ließ: Amerika und Mode, das ist so eine Sache. Warum Altman anno 1994 dabei nicht auf Meryl Streep, auch heute noch Hollywoods wandlungsfähigste Schauspielerin, zurückgriff, bleibt rätselhaft. Immerhin macht dies nun David Frankel in "Der Teufel trägt Prada" gut.
Von obiger Einschränkung (bitte keine Fashion-Filme aus USA!) abgesehen, konnte der einstige "Sex and the City"-Regisseur ins Volle greifen: Seine Erfahrung in urbaner Super-Comedy entwickelt er bei "Der Teufel trägt Prada" auch mittels Meryl Streep zur Perfektion: Streep gibt die New Yorker Mode-Göttin Miranda Priestly, die dem gefürchteten Kleider-Journal Runway vorsteht. In Mirandas Kreise gerät Andy Sachs (Anne Hathaway), unbedarft, hausbacken und vom College ein wenig linksliberal angehaucht. Eine explosive Mischung: die Style-Perfektionistin und das Fashion-Aschenbrödel.
Man muss sich nicht vorstellen, dass eine Diva wie Meryl Streep ob solcher Konstellation all ihre Reize und Gemeinheiten auspackt, vom flüchtigen Blick bis zur kaum merklichen Fingerbewegung, um Andy zu demütigen und fürs Ausleben der eigenen Macht zu missbrauchen.
Gott sei Dank entpuppt sich Sachs-Hathaway als kreativ wie machtresistent, sodass die Turbulenzen zwischen Königskobra und Mäuschen in Screwball-Komödienmanier eskalieren und abebben.
Köstliches Spiel bis in die Knochen, die Eiseskälte der New Yorker Snobiety bei gleichzeitiger Entlarvung von deren Biederkeit amüsant in Szene gesetzt - und von beiden Hauptdarstellerinnen großartig verkörpert. Über etwas altbackene Couture kann man da getrost hinwegsehen.
DER TEUFEL TRÄGT PRADA The Devil Wears Prada
USA 2006. Regie: David Frankel. Mit Meryl Streep, Anne Hathaway, Stanley Tucci, Emily Blunt, Simon Baker, Adrian Grenier. Verleih: Centfox, 110 Min.
