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Junge österreichische Filmemacher haben die sieben Todsünden für die ORF-Religionsleiste "kreuz&quer" verfilmt.

Die Todsünde "zerstört in uns die göttliche Tugend der Liebe, ohne die es keine ewige Seligkeit geben kann. Falls sie nicht bereut wird, zieht sie den ewigen Tod nach sich" (Katechismus der katholischen Kirche §1874). Wollust, Neid, Geiz, Völlerei, Zorn, Hochmut und Trägheit - die sieben Todsünden stehen im Mittelpunkt vorweihnachtlicher ORF-Programmgestaltung. Die Abteilung Religion wird in der Dienstagnacht-Leiste "kreuz&quer" sieben 25-minütige Dokumentarfilme von jungen Filmstudenten zeigen, die heuer zum Thema "Die 7 Todesünden" entstanden sind.

ORF und Filmakademie

Studenten der Wiener Filmakademie waren aufgerufen, sich zu den Todsünden Gedanken zu machen und diese in Form von Drehbüchern einzureichen. 20 Drehbuchaufträge wurden vergeben, aus denen schließlich sieben realisiert wurden. Der ORF heftet sich seine Kooperation mit dem Filmnachwuchs stolz auf die Stirn: "Todsünde bedeutet heute in erster Linie Selbstbeschädigung. Es wäre eine Selbstbeschädigung des ORF gewesen, wenn er sich nicht fortwährend um neue Talente bemühen würde", meint Gerhard Klein von der ORF-Abteilung Religion. Ja, sogar "Starmania" muss in diesem Zusammenhang als Vergleich herhalten: "Bei Starmania wurden neue, junge Talente gefördert. Genau dasselbe haben wir mit unseren bescheidenen Mitteln auch gemacht", berichtet Klein.

Von Filmakademie-Seite her forcierten Drehbuch-Professor Walter Wippersberg und Regisseur Michael Haneke - beide unterrichten dort - die Zusammenarbeit mit dem ORF. Haneke: "Es ist wichtig, anhand anspruchsvoller Themen die eigene Kreativität herauszufordern. Dem ORF ist zu danken, dass er mit den Sieben Todsünden' kreative Entdeckungsreisen ermöglicht hat." Nachsatz: "Viele junge Regisseure suchen Arbeit. Ich hoffe sehr, dass dieses Projekt Schule macht. Für den ORF ist diese Art der Zusammenarbeit empfehlenswert."

Auf konkrete Probleme hin

Soviel zur kreativen Seite des Projekts. Die inhaltlichen Zugänge zum religiösen Thema "Todsünde" sind höchst unterschiedlich ausgefallen, einige davon haben mit der theologischen Definition der Begriffe wenig zu tun. Bewusst versuchten die Filmstudenten, die allgemein formulierten Begriffe der sieben Todsünden auf konkrete, zeitgenössische (soziale) Probleme zu übertragen.

Die ersten beiden Filme zu "Hochmut" und "Neid" hat der ORF letzten Dienstag ausgestrahlt. Im Film über Hochmut von Martin Betz folgte der Jung-Regisseur dem Berliner Thomas Milnik, der 2003 nach fünf Tagen in eisiger Kälte von der Zugspitze gerettet wurde, sich aber gar nicht dankbar zeigte: Im Fernsehen erklärte der Mann, dass er gar nicht gerettet werden wollte, um "Erfahrungen im Grenzbereich" machen zu können. Ein Hohn für die Retter und der Anlass, mit dem Mann nach über einem Jahr wieder auf die Zugspitze zu gehen - diesmal mit Kamera. Nirgendwo passt das Sprichwort "Hochmut kommt vor dem Fall" besser, als in der Welt der Bergsteiger. Martin Betz' Doku ruft beim Zuschauer nicht selten Gelächter hervor. Gelächter über einen scheinbar Wahnsinnigen, der hoch hinaus will. Vielleicht ist es aber gerade diese Publikumsreaktion, die man mit Hochmut bezeichnen könnte.

Beim Thema Neid folgten die Filmer Selina de Beauclair und Roland Zumbühl einem Künstlerehepaar; man beneidet den Erfolg des jeweils anderen - reibt sich auf zwischen Familienalltag und der Flucht ins Künstleratelier. Neid auf höchster künstlerischer Ebene - für den Durchschnittszuschauer eher schwer nachvollziehbar, zumal die Porträtierten sich überdies als recht hochmütig erweisen.

"Völlerei" mit dem Abt

Bis Weihnachten werden noch die restlichen fünf Dokus ausgestrahlt. Die "Völlerei" wird den Abt des Stiftes Wilten in Tirol, Raimund Schreier, vorstellen, der mit dem Chocolatier Hansjörg Haas eine eigene Schokolade kreiert hat. Der "Zorn" beschäftigt sich mit dem Sturz des rumänischen Diktators Ceau¸sescu, dessen Hinrichtung von der hasserfüllten Bevölkerung 1989 lauthals gefordert worden war. Die "Trägheit" porträtiert Menschen ohne Ziel: Ein junger Nichtstuer, der kein Geld verdient und nur das macht, "was mir Spaß macht".

Provokant dürfte die Sendung über "Wollust" werden. Stefan Brunner führt eine so genannte Sexualbegleiterin vor: Sie gibt behinderten Menschen ihre Sexualität zurück - gegenseitiges Berühren, Massage, Streicheln, Anleitung zur Selbstbefriedigung gehören dazu. Übrigens: Ein Porträt der im Film vorgestellten "Berührerin" Nina de Vries war auch in der Furche vom 4. November, Seite 7, zu lesen.

nächster termin: Wollust - Dienstag, 30. November, 23.05, ORF 2, gefolgt von einer Studiodiskussion zum Thema.

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