Der Tod von Helmut Zenker am 7. Jänner veranlasste den ORF, letzten Samstag das Programm zu ändern und ein Kottan-Revival zu veranstalten: Gleich vier (!) Darsteller des kultigen Kriminalbeamten aus der Feder Zenkers gab es da - v. a. zu nachtschlafener Zeit - wiederzuentdecken.
Fast eine Aberwitzigkeit, dass der Kottan der ersten TV-Staffel mit Peter Vogel auf zwei Uhr früh versteckt wurde: "Hartlgasse 16A", eine Mord-Geschichte aus einem Wiener Zinshaus, das eine boshaft genaue Beobachtung des goldenen Wienerherzens darstellt, die sich nur so gewaschen hat: Dass Zenkers Kottan (Regie: Peter Patzak) einst Ernst Hinterberger (Ein echter Wiener geht nicht unter, Kaisermühlen Blues) oder der späteren Elisabeth T. Spira (Alltagsgeschichten) ebenbürtig war, konnten Nachtvögel neu erleben.
Bereits bald nach Samstag-Mitternacht war Kottan Nummer zwei, Franz Buchrieser, in "Wien Mitte" on air: Immer noch ordentlich sozialkritischer Touch, ein Krimi aus der Reihe, in der die Türen an Kottans Auto immer von vorbeifahrenden Autos weggerissen wurden. Eigenartigerweise wurde als erstes ein früher Lukas Resetarits (Kottan Nr. 3) ausgestrahlt; in "Räuber und Gendarm" gab es noch keinen Kurt Weinzierl als Polizeipräsidenten Pilch und keine Gusti Wolf als Kottans Mutter: Zugegeben, es musste schwer sein, aus der Kultserie der siebziger und achtziger Jahre eine repräsentative Auswahl zu treffen. Aber vielleicht kann sich der ORF ja aufraffen, neben der donnerstäglichen Pseudo-Nostalgie Wickie, Slime und Paiper XL auch etwas richtig Nostalgisches, sprich: die Wiederausstrahlung aller Kottans ins Programm zu nehmen.
Ein - wenig bekannter - Kottan Nr. 4 war zuvor schon am Nachmittag zu hören: Rudolf Rösner sprach den "Inspektor-gibts-net" im Hörspiel "Hartlgasse 16A". Als besonders Unentwegter konnte man also diese Kottan-Episode sowohl in der TV- als auch in der fast ebenbürtigen Radiofassung genießen. ofri
