Visionär und Überflieger

Werbung
Werbung
Werbung

Howard Hughes - Filme, Fliegen und Frauen waren seine Leidenschaft. Solide und konventionell hat Martin Scorsese sein Leben verfilmt.

Zwei Kameras fehlen zum optimalen Dreh. 24 Kameras sind schon im Einsatz, doch um die große Luftschlacht für sein Flieger-Epos "Hell's Angels" zu vollenden, sind zwei weitere von Nöten. Der 22-jährige Millionenerbe Howard Hughes hat klare Visionen, wie man Film und Luftfahrt revolutioniert. Die anfängliche Lachnummer, als die der grenzenlose Perfektionist Ende der zwanziger Jahre für das arrivierte Hollywood gilt, wandelt sich schnell in den Überflieger seiner Zeit. Denn sein Film, der Budget und Länge sprengt, wird zum durchschlagenden Erfolg. Filme, Fliegen, Frauen - dies sind seine großen Leidenschaften. Wie Hughes zum berühmtesten Flieger seit Charles Lindbergh wurde und mit turbulenten Affären mit Katherine Hepburn und Ava Gardner von sich reden machte, wollte ursprünglich Michael Mann erzählen. Nach "Ali" verließ ihn die Lust auf eine weitere Biografie - und er gab seine Idee an Martin Scorsese ab. Nicht ganz unpassend, denn zwischen den beiden gibt es einige Parallelen. Der Dreh von "Hell's Angels" erinnert darüber hinaus an die Produktion von Scorseses letzter Oscar-Hoffnung "Gangs of New York". Dass diese trotz zehnfacher Nominierung leer ausging, könnte "Aviator" nun ausbügeln. Wunderbar im Technicolor-Design ausstaffiert und mit einem grandiosen Ensemble, sowie sehr ansehnlichen Spezialeffekten versehen, wird Scorseses Flieger-Epos als großer Oscar-Anwärter gehandelt. - Eine Annahme, die nun durch drei Golden Globes - für den besten Film, den besten Hauptdarsteller (Leonardo Di Caprio) und den besten Soundtrack - quasi bestätigt wurde. Als "bester Regisseur" setzte sich aber Clint Eastwood mit "Million Dollar Baby" durch.

Vielleicht hat Scorsese am 27. Februar mehr Glück, wenn um den Oscar gekämpft wird. Verdient hätte er ihn für seine Filmografie, für "Aviator" im Speziellen jedoch nicht. Denn er setzt nicht zum Sturzflug an, sondern schaltet auf Autopilot: solides, konventionelles Entertainment.

Aviator

USA 2004. Regie: Martin Scorsese

Mit Leonardo Di Caprio, Cate Blanchett, Kate Beckinsale, Alec Baldwin, Jude Law, u.a. Verleih: Buena Vista International. 170 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung