Wirrwarr mit Gefühl

Werbung
Werbung
Werbung

Margarethe von Trottas NS-Drama "Rosenstraße" scheitert an einer unstimmig inszenierten Geschichte und seelenlosen Darstellern.

Die schwere Last der deutschen Vergangenheit, sie hinterlässt noch immer grobe Spuren und will bewältigt werden. Gerade das Kino hat sich in den letzten Jahren besonders um die emotionale Seite menschlicher Schicksale während des Dritten Reichs bemüht, wenn auch überwiegend aus der Sicht der Opfer. Spielbergs "Schindlers Liste" ist das Paradebeispiel dafür, Polanskis "Der Pianist" ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit.

Margarethe von Trottas neuer Film "Rosenstraße" versucht nun die Bewältigung aus deutscher Sicht. Obgleich die Geschichte nicht den Anspruch einer Bewältigung erhebt, sondern versucht, sich dem Thema auf emotionaler Ebene zu nähern.

Eine jüdische Familie im New York von heute trauert um den verstorbenen Vater. Die Witwe hält sich bedeckt über die Vergangenheit in Nazi-Deutschland und so ist es ihre Tochter Hannah (Maria Schrader), die Nachforschungen anstellt. Sie gibt sich als Historikerin aus, um bei jener Frau (Katja Riemann) nachzuforschen, die dereinst ihrer Mutter in Berlin das Leben rettete.

Dazwischen sehen wir Rückblenden ins Jahr 1943. Die Ereignisse in der Berliner Rosenstraße haben tatsächlich stattgefunden: Im Februar 1943 wurden etliche jüdische Männer, die mit Arierinnen verheiratet waren, festgenommen und in einem Gebäude in der Rosenstraße festgehalten. Ihre Frauen gingen auf die Straße und warteten so lange vor dem Gebäude, bis den Nazis dieser ungewöhnliche Widerstand zu bunt wurde und sie die Männer wieder frei ließen.

"Rosenstraße" ist Margarethe von Trotta, einer Filmemacherin zwischen Politik, Geschichte und Emotion, nicht gelungen. Die in zwei Perioden aufgesplittete Handlung ist unstimmig und verwirrend ineinander verwoben. Vieles, was damals passierte, geht im stets springenden Handlungswirrwarr unter, wird bloß angedeutet oder wirkt klischeehaft. Von Trotta gelang es zudem nicht, ihre Darsteller zu führen. Maria Schrader ist mit dem amerikanischen Englisch heillos überfordert (wiewohl in der deutschen Kinofassung synchronisiert), viele Darsteller spielen seelenlos und wirken wie Statisten in Uniform.

Nach Roman Polanski hat auch Margarethe von Trotta ihr "Schindlers Liste" gedreht. Doch die bloße Beschäftigung mit dem Dritten Reich ist als Legitimation für einen großen Film nicht ausreichend, vor allem, wenn es mit der erzählten Geschichte hapert.

ROSENSTRASSE

Deutschland 2003. Regie: Margarethe von Trotta. Mit Katja Riemann, Maria Schrader, Martin Feifel, Jürgen Vogel, Jutta Lampe. Verleih: Constantin Film. 135 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung