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Eifersucht und Ironie

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Die Kammeroper hat zwei Einakter der späten zwanziger Jahre aufgeführt: Kurt Weills nach einer Farce von Georg Kaiser durchkomponierte Oper „Der Zar läßt sich fotografieren" und George Gershwins als Volksoper angelegtes, heute als Opernironie wirkendes Werk „Blue Monday". „Das Ende einer deutschen Opernwelt und der Anfang einer amerikanischen" bestimmte die Programmplanung von Kammeropernintendant Budolf Berger. Der Publikumszuspruch entsprach dieser Einschätzung.

George Gershwins 20-Minuten-Vertonung wirkt in jazzigen Anklängen noch immer modern: Die Geschichte von blinder Eifersucht, die die attraktive und viel begehrte Vi (Natalia Cadet) ihren Liebhaber Joe (Gary L. Beaner) ermorden läßt, spielte ein lockeres Ensemble aus Schwarzen und Weißen. Auch Dirigent Charles Ansbacher schien Lautstärken und Tempo richtig getroffen zu haben.

Hingegen machte Weills Orchestrierung in der speziell trockenen Akustik der Wiener Kammeroper auf das Sängerensemble permanenten Druck und ließ Lautstärkedifferenzierungen nicht zu. Die beiden Fotografinnen - Judith Kopecki und Anna Maria Pammer - gaben ihren Bollen richtige, von Weill verlangte distanzvolle Interpretation, der Männerchor agierte mit einigen Gags (Begie Michael Pinkerton). Leider versank Adrian Eröd, Baritonhoffnung und Darsteller des liebestollen, attentatsgefährdeten Zaren, auf der Suche nach der schauspielerischen Identität des Zaren in seiner Rolle. Vielleicht hätte es noch brillanterer Protagonisten bedurft ? (Noch zu sehen am 21., 22., 24., 26. Februar).

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