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Griechische Götterwelt

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Wenn Offenbach seinen „Orpheus in der Unterwelt“ im Raimundtheater gesehen hätte, wäre er mit dieser Premiere wohl kaum zufrieden gewesen: Sie ließ Charme und Schwung, den diese Meisteroperette des Komponisten verlangt, in der Bearbeitung und Regie Walter Kochners vermissen. Die einfache Geschichte von der Eheüberdrüssigkeit des „thebanischen Musiklehrers“ Orpheus und seiner lebenslustigen Gattin Eurydike und dem Eingreifen der an dieser Zwistigkeit der beiden Sterblichen interessierten Götter schleppen sich schwerfällig dahin, ihre eigenen Streitigkeiten im Olymp wegen ihrer Liebesangele-genheiten langweilen in solcher Aufmachung sehr, und die an guten Einfällen so reiche, schmissige Musik Ofenbachs kann daran nicht viel ändern.

Dabei wären dem Radmundtheater zum Gelingen einer geglückten Aufführung in den Damen Kobierska, Karsten, Goutos, Drechsler und Berzsenyi eine Galerie ebenso schöner wie unternehmungslustiger Göttinnen zur Verfügung gestanden, als Eurydike war Bianca Jarmila Kittnar darstellerisch und gesanglich sogar erstklassig. Traurig sah es allerdings mit den männlichen Olympiern aus. Den mit einem Übertremolo behafteten Tenor Tonio

Bergmeisters die Monte (Pluto) und das Ministimmchen Ernst Schützs (Orpheus) anzuhören, bereitete durchaus kein Vergnügen; besser war es um den Bariton Hans Peter Krasas als seitenspringender Göttervater bestellt. Als Fehlbesetzung erwies sich der Styx Ossy Kolmanns infolge erkünstelter, unnatürlicher Komik, das Gleiche kann von der „öffentlichen Meinung“ der mit einem Sprachfehler aufwartenden Mara Marlow gelten. Sehr brav hielt sich — namentlich im Bacchanale des „Unterwelt-Night-Clubs“ — das Ballett, hübsch anzusehen die Bühnenbilder Ferry Wind-bergers und die phantasievollen, farbenfreudigen Kostüme Gerdagos; das Orchester unter der Leitung Herbert Moggs musizierte diesmal dezenter und sauberer. Im ganzen eine etwas flaue Premiere.

• In London wurden erstmals 100 Gemälde des sozialistischen Realismus im Auktionshaus Christies versteigert.

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