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Neues vom Musiktheater

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• In dieser Saison werden die Opern „Christoph Kolumbus“ von Darius Milhaud und „Die Bluthochzeit“ von Wolfgang Fortner zum erstenmal als österreichische Eigenproduktionen zu hören sein, beide in Graz. Das Tiroler Landestheater hat die Henze-Oper „Boulevard Solitude“ zur österreichischen Erstaufführung angenommen.

• Im März des kommenden Jahres wird Ernst Krenek wieder zu einem mehrwöchigen Besuch in Europa eintreffen; die bemerkenswertesten Anlässe dieses Besuchs sind die erste deutsche Nachkriegsproduktion der Oper „Jonny spielt auf“ in Regensburg (als Hauptattraktion eines kleinen Krenek-Festivals) und die vom Österreichischen Rundfunk, Studio Wien, in die Wege geleitete Gesamtaufnahme der Oper „Orpheus und Eurydike“, gleichfalls eine erste Nachkriegs-

Produktion. In beiden Fällen wird Krenek selbst dirigieren. Die vom Salzburger Landestheater für den 6. April angekündigte Neuinszenierung von „Jonny spielt auf“ wird in der Regie Gandolf Buschbecks von Paul Angerer geleitet werden.

• Hans Werner Hernes Oper „Der junge Lord“ steht in der Saison 1967/68 in Berlin, Bern (zum erstenmal in der Schweiz), Genf, Göteborg (zum erstenmal in Schweden), Houston (Texas), Lübeck, New York und Stuttgart auf dem Spielplan.

• Hermann Reutters Oper „Die Brücke von San Luis Rey“ (nach Thornton Wilder) ist in Belgrad für das Fernsehen aufgezeichnet worden; die nächste Bühnenpremiere des Werkes steht in Aachen bevor.

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1959

ERNST KRENEK / VON „JONNY“ ZUR „SESTINA“

„Wem ich mein bisheriges Lebenswerk betrachte, scheint es mir, daß ich im wesentlichen von zwei Kräften bewegt werde, deren sichtbare Wirkungen einander häufig zu widerstreiten scheinen. Frühzeitig in meiner Laufbahn fühlte ich mich angezogen von der Idee reiner, kompromißloser Schöpfung, unabhängig von den Strömungen des Tages, ja vielleicht diesen einigermaßen entgegengesetzt. Gleichzeitig empfand ich jedoch immer wieder die Versuchung, praktische Resultate ,in dieser Welt' zu erzielen.“ So schreibt Krenek in seiner bereits vor zehn Jahren erschienenen Selbstdarstellung.Eine

1960

VON „TONNY“ ZU „JEREMIAS“

Der Typus des universell gebildeten, an Zeitfragen interessierten und im sprachlichen Ausdruck gewandten Künstlers ist in unseren Tagen nicht gerade selten. Auch im deutschsprachigen Raum beginnt das Mißtrauen gegen den „intellektuellen“, den denkenden, sich über sein Tun theoretisch Rechenschaft gebenden Künstler erfreulicherweise zu schwinden. Ja, man konzediert ihm allmählich auch, sich über seine Zeit, ihre Erscheinungen und Probleme Gedanken zu machen, und ist sogar bereit, diese mit Respekt zur Kenntnis zu nehmen. Bei Ernst Krenek, der so alt ist wie dieses Jahrhundert und vor

1964

Eine Krenek-Woche in Wien

Ernst Krenek, 1900 in Wien geboren, folgte als 20jähriger seinem Lehrer Franz Schreker nach Berlin. 1926 kehrte er, nach vielerlei praktischer Betätigung, wieder in seine Vaterstadt zurück, wo er bis 1937 lebte. In diese Jahre fiel der triumphale Erfolg seiner „romantischen“ Jazzoper „Jonny spielt auf“, die 1927 in Leipzig uraufgeführt und ein Jahr später auch in Wien gegeben wurde (insgesamt wurde sie an über hundert Bühnen gespielt) . Aber in der Zwischenzeit hatte sich Krenek der Zwölftontechnik zugewandt, in der fast alle Werke der folgenden Jahre komponiert wurden. Mit

1967

Kalturnotizen

• In dieser Saison werden die Opern „Christoph Kolumbus“ von Darius Milhaud und „Die Bluthochzeit“ von Wolf gang Fortner zum erstenmal als österreichische Eigenproduktion zu hören sein, beide in Graz. Das Tiroler Landestheater hat die Henze-Oper „Boulevard Solitude“ zur österreichischen Erstaufführung angenommen.• Im März des kommenden Jahres wird Ernst Krenek wieder zu einem mehrwöchigen Besuch in Europa eintreffen; die bemerkenswertesten Anlässe dieses Besuchs sind die erste deutsche Nachkriegsproduktion der Oper „Jonny spielt auf“ in Regensburg (als

1975

Oper muß kein Museumsstück sein

Ort der Handlung: Minoritenplatz, in einem der schönen Sitzungssäle des Unterrichtsministeriums. Zeit: Vor etwa 20 oder 25 Jahren. Beratung der Jury über die Zuerkennung des Großen österreichischen Staatspreises für Musik. Schon in den ersten Minuten fällt der Name Ernst Krenek. Zustimmung von mehreren Seiten. Aber der die Sitzung leitende Ministerialrat belehrt die Juroren: der österreichische Staatspreis könne nur einem österreichischen Staatsbürger verliehen werden, und Krenek sei Amerikaner. Worauf ich mir die Frage erlaubte: wo denn da die Logik bleibe? Krenek hat 1938 freiwillig (nicht als rassisch Verfolgter) seine Heimat verlassen. Er hatte sich zur Ersten Republik in zahlreichen Artikeln in der „Wiener Zeitung“ und in Vorträgen bekannt und war eine Art Ideologe des christlichen • Staatswesens. — Dann, als Österreich wieder frei war, hat man es versäumt, ihn zur Rückkehr einzuladen und ihm das Amt des Präsidenten der Akademie für Musik oder zumindest das eines Kömpositionslehrers anzubieten. Und zur Strafe gewissermaßen für dieses Versäumnis bekommt er jetzt auch keinen Staatspreis. Zugleich teilte ich mit, daß ich mich bei allen weiteren Abstimmungen des Votums enthalten würde, da ich mich einer solchen Argumentation nicht gewachsen fühle. (Ich war zum ersten und letzten Mal in dieser Jury...)