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Pianist und Filmstar

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Die Grenzberührung des Films mit der verschwiegensten, transzendentesten der Künste, der Musik, ist ein auffallendes Phänomen unserer Tage. Gehört sie zur Gesamtbesinnung des Films, zur großen Begegnung?

Nach StokowIy von ehedem tritt nunmehr eine weitere Musikerpersönlichkeit, hier bisher weniger bekannt, in das Bild des Films: Jose Iturbi. Der Eintritt in gleich zwei amerikanischen Filmen, „M usic for Millions“ und „Anchors A weigh" („Kalifornische Nächte“), vollzieht sich unter gleich aufsehenerregenden Umständen wie seinerzeit bei Sto- kowsky. Ein gutgekleideter, interessant-schöner Mann mittleren Alters, ein Temperament, ein Vollblut- auch wenn er nicht Künstler wäre, als Dirigent trotzdem von einer sympathisch sparsamen, untheatralischen Geste, wirbeliger und nicht ganz mätzchenfrei als Pianist (wobei ihm Liszt und Tschaikowsky besser liegen als Debussy und Grieg), als Darsteller in der Spielhandlung von einem bestechenden, natürlichen Scharm des gehaltvoll Männlichen, unbewußt Aristokratischen: das ist Jose Iturbi. Ein aussichtsreicher Start, ein Gewinn des Films, höher anzuschlagen als die mehr oder minder glücklichen europäischen Filmgastspiele Tino Rossis, aber auch Benjamino Giglis, der ja doch außer der gewiß einmaligen Stimme rein filmisch nichts zu bieten hatte als sein schlechtes Deutsch und die billige Resignation seiner berühmt gewordenen Frage an die ihm dauernd weg- geschnappte Frau: „Du gehst su di andere Maaan?"

Die beiden Filme haben auch sonst ein Gemeinsames, sie stammen aus der Zeit der amerikanischen Stimmungspropaganda und geistigen Soldatenbetreuung, die jedoch unter ungleich gelassenerer Heiterkeit und Gefaßtheit abrollt als bei den tendenzüberladenen russischen oder verkrampft fröhlichen deutschen Durchhalte- filmen.

„Musik für Millionen" neigt zur Sentimentalität, aulfgelockert durch die putzigen Kaskaden des Kinderstars Margaret O’Brien, „Kalifornische Nächte" dagegen (Farbfilm) ist gelöster, gelassener, ausgelassener — ein Musik- und Tanzrausch von gewaltigem Tempo und Ausmaß, ein hundertprozentiger Film, Ein Leckerbissen ist der Traumausflug eines Matrosen ins Fabelreich eines griesgrämigen Herrschers, eine Märcheneinlage, die von dem großen Poeten des Schneewittchenfilms stammen könnte.

Das Rahmenprogramm der Woche bestreiten ein amerikanischer Wildwester von Format, „Mein Liebling Clementine“, und ein ziemlich steifer russischer HJ-, pardon: Pioniere-Fiilm „F r e u n d s c h a f

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