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Political in Klagenfurt

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Das Stadttheater Klagenfurt, durch Entdeckerambitionen schon mehrfach aufgefallen, hat ein Musical zur „Welturaufführung“ gebracht und es unter dem Titel „Scandal in San Molino“ zahlreichen Gästen aus Österreich, der Bundesrepublik und der Schweiz vorgestellt, wobei die rotgrünen Fahnen der erdachten Republik vor dem Hause flatternd das Ereignis unterstrichen. Hugo Wiener und Ferry Olsen haben den amüsanten Text, Alfred Scholz die ins Ohr gehende Musik beigesteuert, die zu Beginn durchaus „amerikanisch“ anmutet sich aber dann aus hämmernden und aufrüttelnden Rhythmen in Klänge verliert, die der guten Operette zugehören und sich in einzelne Nummern auflösen, von denen manche wie „Bei uns in Texas“ oder „Schön ist es dort, wo die Sonne lacht“ das Zeug in sidi haben, populär zu werden. Aber auch feierlicher Chorgesang wird nicht verschmäht, wie die leicht parodierte Landeshymne von San Molino. Die Einfälle sind originell, sie stellen der Erfindungsgabe das beste Zeugnis aus. Über dem Niveau herkömmlicher Texte steht das Buch, welches sehr geschickt Gangsterunwesen, Spionage und Revolution zur Handlung verschmilzt, die eine gewisse Spannung, für alle Fälle aber Humor hat. Jedenfalls scheint dieses Musical, in dem sidi die USA und die UdSSR, verkrachte Politiker und mißbrauchte Ahnungslose ein Stelldichein geben, durchaus geeignet, seinen Weg zu machen.

Die Inszenierung des Mitautors Ferry Olsen, die musikalische Führung durch den Komponisten und das phanitasiegesegnete, aufwendige Bühnenbild Wolfgang Mosers sicherten den Erfolg, an dem nicht zuletzt die Darsteller ihren ehrlichen Anteil hatten. Für die Kreuzung aus Journalist und Präsident brachte Theo Thünken Natürlichkeit und Stimme mit. Roland Braun als Photoreporter, an den sich der Gast Rut Rex (Peggy) temperamentvoll hängt, bewies wieder einmal, daß er das Zeug hat, als Buffo seinen Weg zu machen. Das Quartett der Gangster Braunert, Kropf, Lehr, Wege hätte man sich besser nicht denken können. Eleonore Schwarz a. G. und Herwig Lenau repräsentierten Würdig die USA; die Sowjets hatten in Hannes Berger und Johanna Lindin- ger hintergründige Akteure, wobei sie, die Spionin, mit Humor eine Schachpartie erduldete, in der die Bauern sprangen und die Springer liefen. Der Beifall war stark und herzlich.

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