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Starbravour

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Zu den Pianisten von Weltruf, wie Rubinstein, Michelangeli und Serkin, die nur selten nach Wien kommen, zählt auch Claudio Arrau. Sein Spiel wirkt sich, von der rein musikalischen Seite betrachtet, nicht bei jedem Werk gleichwertig aus, man erlebt bei ihm die Ebbe einer emotionsschwachen Perfektion, die manches nur berechnet und fixiert erscheinen läßt, anderseits wieder eine beängstigend heranstürmende Flut, die ihn als Mittler des Komponisten mit ihm eins werden läßt. Nach einem bürgerlich-jovialen, besonders im Largo mit einem extrem langsamen Tempo behandelten Beethoven (Es-Dur-Sonate, op. 7) zündete bei Chopms Ballade f-Moll, op. 52 der Funke der Spontaneität und entfachte im Umweg über den glitzernden Farbteppich Debussys mit darübergestreuten blumigen Passagen bei Liszts „Etudes d'exe-cution transcendente“ einen Brand, bei dem Arrau trotz aller hexenhaften technischen Künste den Komponisten vor dem Virtuosen Liszt hervorkehrte. Und da zeigte der lange Zeit in den Konzertprogrammen stiefmütterlich behandelte Romantiker Liszt wohl manche gegenwartverpönte Melismen,gleichzeitig aber auch eine Modernität in der Harmonik, welche nicht nur der folgenden Zeit die Wege ebnete, sondern auch heute in kontrastreicher Anwendung ihre Wirkung beweist. Der Donner, den Arrau zeitweilig am Flügel hören ließ, war ebenso stark wie der Beifall der Zuhörer.

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