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Schönbrunner Elegie

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Die wenigen Male, da der ausländische, vornehmlich französische Film nach der abenteuerlichen Story des Herzogs von Reichstadt gegriffen hat, haben wir in Österreich nicht eben glücklich gefunden. Zwar ist dem Film nicht historische Akribie zuzumuten, etwa daß seine Autoren zuvor in-E. v. Wertheimers und O. v. Axt-brys Biographien über den Napoleon-Sohn oder gar in Jean de Bourgoings erst neun Jahre alter Publikation über des Herzogs Mutter Marie-Louise von Österreich blätterten. Trotzdem wären die krassesten romantischen Ausbietungen aus der an sich schon genug romantischen Geschichte und die Schiefheiten des Wiener Hofmilieus zu vermeiden gewesen.

Auch der neue französisch-deutsche Film „Kaiserliche Hoheit — Der Herzog von Reichstadt“ schöpft

aus der Quelle eines Romans (Andre Castelot: „Napoleon IL, TAiglon“). Die Überraschung ist nichtsdestoweniger angenehm. Vielleicht haben die Originalaufnahmen in Schönbrunn und die Besetzung der heiklen Gestalt Kaiser Franz' mit dem Wiener Josef Meim-ad (ein feines Kabinettstück) das ihre dazu getan, kurz, es gelang dem Regisseur Claude Boissol, etwas vom historischen Fluidum der. Metternich-Zeit und dem Hamlet-Schicksal des Titelhelden einzufangen. In Bernard Verley steht dem Film ein idealer junger Mann zur Verfügung, der das Unentschiedene im Charakter des Kaisersohnes und die Schatten der Geschichte, mit denen er zu ringen hatte, glaubhaft macht.

So entstand zwar kein großer, aber ein bemühter und gekonnter Film, der unsere österreichischen Empfindlichkeiten schont. Daß wir Themen wie diese nicht grund-. sätzlich dem Auslande überlassen sollten, steht auf einem anderen Blatte.

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich):

III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Der Mann mit der stählernen Klaue“ —

IV (Für Erwachsene): „Der Koloß von Rhodos“, „Alamo“, „Das ist nichts für kleine Mädchen“ — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Sommer und Rauch“ — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Türkische Gurken“ — V (Abzuraten): „Endstation Paris“.

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