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Dantons mühseliges Ende

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Die erste Premiere der Wiener Festwochen. „D a -tons Tod“ von Georg Büchner im Volkstheater, entläßt uns mit einem Alpdruck. Nicht mit dem Druck des Schreckens, den da der junge geniale Dichter in „27 Bildern aus der Zeit der Schreckensherrschaft“ einer schnell schlafmützisch und biedermeierisch gewordenen deutschen Zeitgenossenschaft vorstellen wollte. Hier herrscht der

Druck von Peinlichkeit, Mißverstehen, Fehlbesetzungen und Langeweile. Büchners „Danton“ ist eine klinische Studie der inneren Dynamik der großen Französischen Revolution, die groß und schrecklich begonnen hat, das Gesicht Europas und der Welt zu verändern. Dazu ist dieser „Danton“ als ein Werk des Arztes, Philosophen und Menschenfreundes Büchner eine wichtige Studie zu dem Thema: Wie verhält sich der Mensch im Angesicht des Todes? Ein mächtiges, ein riesenhaftes Werk ist dieser „Danton“, in ihm sind nicht nur Originaltexte der Französischen Revolution eingearbeitet, sondern bebt auch etwas wieder vom großen Donner dieses Weltgewitters. Politisch mißlich stehen seit vielen Jahrzehnten Aufführungen dieses Werkes im Schatten kleinbürgerlicher und reaktionärer Vorstellungen: so wie sich der kleine Hansi die Revolution vorstellt oder wie sie höheren Töchtern in Internaten einst vorgestellt wurde. Jammervolle politische Aspekte, jammervolle Perspektiven. Dabei ist der Bühnenbildner Georg Schmid erfolgreich bemüht, etwas von der antikischen Größe dieses Weltgewitters, dieser von den Revolutionären selbst einem kosmischen Umsturz verglichenen Geschehnisse den Schauspielern und dem Publikum vorzustellen. Muß hier auch noch von den Schauspielern gesprochen werden? Kurt Sowinetz gibt einen interessanten Robespierre, eine im Innenraum der Person geballte, in Wille und Intellekt gezüchtete Macht, die kurze Feuerpfeile, Worte, die Gericht sind, nach außen schießt. Walter Richter ist schon als Erscheinung kein Danton, kein mediterraner, gal-, lischer Blitz, kein gespannter Bogen, sondern ein müder Wüstling, der in sich hineinmummelt und endlich spuckt und aufgrölt.' Schweigen wir von den Damen. Schweigen wir von dem „Volk“. Eine Kürzung um eine Stunde hätte dieser Aufführung vielleicht etwas helfen können

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