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Junger Autor

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Zum Abschluß der Spielzeit brachte das Linzer Landestheater in den Kammerspielen eine Uraufführung: „Im Hochhaus“ von Oskar Z e m m e. Der Autor ist 1931 in Rumänien geboren und seit 1939 in Linz ansässig. Bei den Jugendkulturwochen 1953 in Innsbruck lenkte er durch Lyrik die Aufmerksamkeit auf sich, erhielt aber 1954 auch einen Förderungspreis für Hörspiele. Seither wurden einige Stücke im Linzer Kellertheater, im Theater für Vorarlberg und in Saarbrücken aufgeführt. Theaterpraxis zu sammeln sollte ihm ein staatliches Stipendium, abei auch seine Beschäftigung am Life? LA destheater,' erst als Bühnenarbeiter! jetzi als Tontechniker, ermöglichen. Sein neues Spiel, „Im Hochhaus“, ist in eine Rahmenhandlung gestellt. Die Aufseherin in einem großen Gefängnis will in die Schicksale von drei weiblichen Untersuchungsgefangenen eingreifen. Ihr Experiment führt ungewollt zum Tod einer der Gefangenen. Vor Gericht gestellt, rollt das Geschehen als Rückblende vor den Augen des Publikums, das Richter und Geschworene darstellt, ab.

Zemme will zeigen, wie jeder Eingriff in ein Schicksal verhängnisvoll sein kann. Nur hat er sich zuviel vorgenommen; manches scheint konstruiert, doch ist das Stück voll dramatischer Spannung, der Vorwurf interessant und ins Allgemeingültige gehoben. Die Charaktere sind differenziert, die Dialogführung flüssig und sagt Wesentliches aus. Das Stück hätte nur einen Regisseur gebraucht, der es verständnisvoll gestrafft, nebeneinanderlaufende Fäden verknüpft und die Akzente richtig gesetzt hätte. Rolph de la Croix läßt indes das Spiel ablaufen, ohne es zu gestalten. Ob die Aufseherin, dargestellt von Isolde Stiegler, sich an das hohe Gericht wendet, ob sie verfremdende Regiebemerkungen spricht oder im Spiel mitagiert, alles wird in der gleichen Weise gebracht. Unter dem Mangel an Führung leidend, spielt auch Nora Berghe Trips als Karin unter ihrem Niveau. Elfriede Goll-mann dagegen kann der Führung entraten. Sie stellt als Lilia eine durchgeformte Charaktertype auf die Bühne. Auch Helga David vermag als Franziska Sympathie und Verständnis für ihr verhängnisvolles Tun zu erwecken. Paul Haferung aus Köln sorgte für ein werkgerechtes Bühnenbild. Mag das Stück Schwächen aufweisen, ist es doch besser als manche modische Importware, was auch der starke Schlußbeifall bewies.

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