6563290-1949_19_16.jpg
Digital In Arbeit

Kleine Spiele

Werbung
Werbung
Werbung

Die Stephansspieler im Stadttheater bringen nach der „Erlösung“, nach dem großen Passionsdrama, nun „O h, T u r a n d o t“, eine Burleske nach G o z z i s Commedia-dell’-arte-Stück von W. Burggraf. — Die ganze Misere eines Geschäftsunternehmens, das mit „christlichem“ Firmenschild Reklame macht, wird an diesem Rösselsprung sichtbar. Als nächste Novität ist Ganghofers „Jäger vom Fall" angekündigt, wobei, wie die Vormeldung berichtet, auch ein Zitherduo mitwirken wird. Noch sind wir nickt so weit, bleiben wir also bei der Turandot. Es ist an sich eine schwierige und oft mißliche Sache, alte Komödien „aufzuwärmen“ durch zeitkritische Extempore- Harlekinaden. Diese Tatsache war bereits bei der letzten verunglückten Nestroy-Premiere der „Scala“ zu notieren, sie erweist sich auch hier. Vier Clowns, die, nebenbei bemerkt, auch die Großen Vier darstellen, bemühen sich, den spätbarocken Karren flottzumachen. Der grausame Dichter, die noch grausameren Bearbeiter verwehren es dem neckischen Paar Turandot-Kalaf immer wieder, sich zu finden. Also müssen immer neue Spaßmacher in die Bresche und auf die Bühne springen, die notdürftige Handlung, deren Ende im ersten Blick Turandots auf Kalaf — gleich am Anfang des ersten Aktes — beschlossen ist, weiterzutreiben. — Die redliche Mühe der Spieler verdient alle Anerkennung, sechs Gäste verstärken in den Hauptrollen das Hausensemble. Das Bühnenbild Tamares ist märchenhaft reizend. — Bleibt also die Kasse. Wenn es dieser gelingt, auf ihre Rechnung zu kommen, dann ist den Stephansspielern etwas geglückt, was selbst ein Reinhardt seinerzeit vergeblich versuchte: diese von Spinnweben überzogene gebrechlich-präziöse Spieldose der Tempi passati zu neuem Klingen zu bringen.

Im Renaissance-Theater wird ein „Volksstück“ von Otto Bielen gegeben, „Lotterie“ ist sein Name. Mehr läßt sich, bei gutem Willen, kaum sagen. Ein gewagtes Spiel mit dem Publikum! Eine ungemein dürftige und durchsichtige Handlung, geknüpft an die Gestalt einer reschen alten Wienerin — Annie Rosar. — Tapferes, kleines Volk der Schauspieler ...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung