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Papstwahl in Friesach

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Was New York, London, Hamburg und Wien vorgespielt hatten, spielen die Friesacher Burghofspiele nach, und sie haben keine schlechte Wahl getroffen mit dieser für die Freilichtbühne eingerichteten Fassung des Peter-Luke-Schauspiels „Hadrian VII.“, das Arch. Prof. Hannes Sandler in die Parenthese von Pro-und Epilog stellte. Der Erfolg gab ihm in jeder Beziehung recht, und das Traumspiel von dem fiktiven Papst der sich mit der Realität und ihrer Armseligkeit konfrontiert sieht, die den Lebensraum des Frederick W. Rolfe bedeutet, der Priester werden wollte und an der Trägheit der Herzen scheiterte, verfehlte die Wirkung nicht: auf der von Sandler der Raumstimmung auf dem Petersberg gemäßen Bühne, die sich sehen lassen durfte, geriet alles zum Besten. Artners überleitende Bühnenmusik, bald geistlich, bald weltlich, und die Effekte von Licht und Ton erzielten die Einstimmung auf dieses Spiel des Aufbegehrens, der harten aber nicht ungerechten Worte und einer Handlung, die starke Effekte sucht, ohne sich diesen zu verkaufen. Aus der Logik des Traumes formt sich das Geschehen, Tragisches steht neben augenzwinkerndem Humor, bis die Schüsse eines Fanatikers der Vision ein Ende setzen und der Bischof von Rom wieder zum armen Teufel wird, an dem Gerichtsvollzieher ihr Gericht vollziehen. Was dem Roman von Rolfe anvertraut war, dient der Beschreibung seines Lebens. Hannes Sandler hatte sich dem Rolfe-Hadrian verschrieben und die Rolle voller Überlegung gestaltet: ein englischer Dickschädel im Zeichen des Stiers geboren, ein berufener Reformator, der einer dem Weltlichen verfallenen Kirche den Spiegel vorhält, ein Zweifler an sich selbst und zuletzt ein Erlöster, den der Tod Vergebung lehrte. Das alles fein und ohne Selbstgefälligkeit ausgespielt, sparsam in der Geste und dennoch auch durch sie überzeugend, und dem Wort Sinn und Gehalt, Stimmung und Tiefe verleihend. Ihm zur Seite die in ihrer Skurrilität an Dickens-Gestalten erinnernden Gerichtsvollzieher, die sich im Traum in hohe Herren der Kirche verwandeln: Heinz Köppl als Erzbischof von Pimlico sich allmählich der Herrschsucht entledigend, Arnold Putz als Bischof von Caerlen, der zum Beschützer Rolfes wird. Hoheitsvoll Robert Mößlachers Kardinal Ragna, Hintergründiges unterstreichend der Jesuitengeneral Raimund Herrnstein. Als Seminarist Rose fällt Valentin Pagitz auf. Den Katholikenfresser und Pamphletisten Sant spielte voller Haß und Geifer Joseph Meyer. Die beiden Frauenrollen gaben Irene Schuhmeyer und Heidelore Millonig.

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