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Wien- gestern und heute

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Theater der Courage: Die fehlende literarische und auch sonstige Courage der Gegenwart mag die „Courage“ veranlaßt haben, den Beweis zu bringen, daß man sie wenigstens in der Vergangenheit hatte. Stella Kadmon gründete nämlich 1931 im Cafe Prückel die Kleinkunstbühne „Der liebe Augustin“. Nun wählte sie aus dem damaligen Programm einige der besten Nummern aus und serviert es als Festwochenkabarett unter dem Titel „Schaunstnadösan“ (kein Mensch sagt übrigens „dös“). Leider sollte es bei der historischen Betrachtung nicht bleiben. August Rieger, der Regisseur des Abends, begann zu aktualisieren und wollte offensichtlich Beziehungen herstellen, die nicht herzustellen waren. Aber auch sonst machte sich der sagenhafte Zahn der Zeit etwas zu deutlich bemerkbar. Einige Nummern von Peter Hammerschlag und Gerhart Herrmann Mostar sind zwar nach wie vor eindrucksvoll („Die Teerjacken vom Donaukanal“, „Der Unaussprechliche“, „Die Legende vom namenlosen Soldaten“...), das meiste aber hält nicht stand — besonders der Klamauk der Opernparodien. — Ensemble, Regie, Musik, Bühnenbild und Kostüme fielen nicht weiter negativ auf. Die Auferstehung fand nicht statt.

Theater am Belvedere: Normalerweise muß man auf verschiedene Aufführungen warten, um sehen zu können, wie es ist, wenn es nicht glückt, und wie, wenn es glückt. „Donau so blau...“ heißt der erste Teil: eine echte Belvedere-Montage von Alfred Nosek, primitiv, voll unbestimmter Emotionen, dilettantisch gemacht. Man sollte erst beim zweiten Teil ins Theater kommen. Da gibt es den hochinteressanten Einakter „Vineta“ von Jura Soyfer. Dieser leider viel zu früh im Konzentrationslager Dachau umgekommene, von Nestroy und Horwath beeinflußte Dichter, Revolutionär und Prophet hat mit „Vineta“ ein Manifest hinterlassen, das gegen Dummheit und Vergeßlichkeit protestiert. Welche Stadt im Mittelpunkt dieses poetischen Gleichnisses steht, wird gewiß niemand erraten. — Die Aufführung unter Irimbert Ganser hat Qualitäten, und die sicherlich notwendige Polemik (man versteht es auch so) wickelt sich auf literarischem Niveau ab. Akzeptabel auch die Schauspieler, ebenso das Bühnenbild und die Kostüme von Robert Sylvester.

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