Rammstein - © Foto: gemeinfrei

Warum Rammstein nicht in Wien auftreten sollte

19451960198020002020

Die Rammstein-Konzerte in Wien sollten nicht stattfinden, schreibt Chancen-Redakteurin Manuela Tomic in unserer neuen Rubrik "Lass uns streiten". Ihre Kollegin Brigitte Quint sieht das anders.

19451960198020002020

Die Rammstein-Konzerte in Wien sollten nicht stattfinden, schreibt Chancen-Redakteurin Manuela Tomic in unserer neuen Rubrik "Lass uns streiten". Ihre Kollegin Brigitte Quint sieht das anders.

Werbung
Werbung
Werbung

Die Frage, ob die Band Rammstein in Wien auftreten darf oder nicht, hat nichts mit Feminismus zu tun, wie meine Kollegin Brigitte Quint links anzumerken versucht. Es geht hier um schwere strafrechtliche Vorwürfe, die, bis sie nicht geklärt sind, natürlich auch einen symbolischen Charakter haben. Selbstverständlich ist der Satz „Es gilt die Unschuldsvermutung“ mehr als eine Floskel. Aber die Aufgabe von Journalisten und Journalistinnen ist es, jenen eine Stimme zu geben, die eben nicht in jener Machtposition sind, in der sich eine so erfolgreiche Band wie Rammstein befindet.

Mit dem Verbieten der Rammstein-Konzerte in Wien geht es auch nicht um eine automatische Vorverurteilung. Es geht schlicht und einfach darum, dass ein Frontman einer Band, gegen den einschlägige Anschuldigungen bestehen und gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt, vorerst aussetzen sollte, bis die Vorwürfe aufgeklärt sind.

Ja, die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Und genau deshalb ist es wichtig, dass Journalisten und Journalistinnen über jene schwerwiegenden Vorwürfe berichten, die jetzt im Raum stehen. Journalisten sind keine Richter, und natürlich machen es Plattformen wie Twitter einfacher, jemanden an den Pranger zu stellen. Aber eines ist auch klar: Sobald ausreichende Anhaltspunkte für eine Straftat vorliegen, wird ermittelt. Und das tut die Berliner Staatsanwaltschaft jetzt auch. Jene, die sagen, das Konzert zu verbieten habe etwas mit feministischem Aktivismus zu tun, verschmähen die Menschenrechte und damit auch die Frauenrechte. Nicht zuletzt hat die kürzlich veröffentlichte Umfrage des Kinderhilfswerks Plan International Deutschland gezeigt, dass jeder dritte junge Mann Gewalt gegen Frauen akzeptiert. Es könne einem ja mal „die Hand ausrutschen“.

Es ist wichtig, Till Lindemann nicht vorzuverurteilen. Die Justiz muss ermitteln. Aber: Warum wird es nicht als fair angesehen, die Konzerte auszusetzen, bis alle Vorwürfe geklärt oder gar aus der Welt geschafft sind? Darf die Stadt Wien auch bei dem leisesten Zweifel, der gerade nicht sehr leise ist, ein Konzert aussetzen? Welche Stimme wiegt mehr? Genau, es gilt die Unschuldsvermutung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung