Seelische Impulse drängen nach außen
Bis 13. November zeigt die Neue Galerie Linz Arbeiten der Patienten Leo Navratils aus den Jahren 1970-1985.
Bis 13. November zeigt die Neue Galerie Linz Arbeiten der Patienten Leo Navratils aus den Jahren 1970-1985.
Seit den frühen zwanziger Jahren wissen wir, daß bildnerische Aktivitäten psychisch Kranker über ihre therapeutische Bedeutung hinaus auch von künstlerischer Relevanz sein können, wobei zustandsgebundene Kunst nicht mit einem an den Zustand gebundenen Maßstab zu messen ist.
In Österreich ist die führende Autorität auf diesem Gebiet Leo Na- vratil, der bis vor acht Jahren die Psychiatrische Klinik in Gugging bei Klosterneuburg leitete. Die „Künstler von Gugging“ sind längst zu einem festen Begriff geworden. Die Neue Galerie der Stadt Linz zeigt sechzig ihrer Arbeiten, die einen aufschlußreichen Eindruck vom Schaffen der Patienten Navratils geben.
Bilder nach Bildern:
Acht Künstler haben Reproduktionen bekannter Meisterwerke, Fotografien und Zeitungsausschnitte aus ihrer eigenen ‘Vorstellungswelt neu formuliert, wobei sich einmal mehr erweist, daß ein geschärfter Blick mit verstärkter Intensität die herabgesetzten rationalen Fähigkeiten mehr als nur wettmacht, daß aus dem Abgrund der Gedanken starke seelische Impulse nach außen drängen.
Die individuelle Handschrift bleibt auch bei Arbeiten dieser Art durchaus erhalten. Das lassen besonders die Paraphra
sen mehrerer Künstler über dieselbe Vorlage erkennen.
Die Irrgärten August Wallas, die Verknappungen Oswald Tschirtners, die randvollen Transformationen Philipp Schöpkes, die hartgestrichenen Verfratzungen Johann Hausers, Johann Garbers mikrokosmische Wunderwelten, Alois Fischbachs sonderliche Gestalten, Anton Dobays fahrige Stfichelwesen, Josef Bachlers Faustskizzen der Erscheinungen: Es tut sich eine Vielfalt von Facetten einer Kunst auf, die ein Teil des Ganzen von gleichem Rang ist.