6858144-1977_24_12.jpg
Digital In Arbeit

Abschied von der Geniegebärde

Werbung
Werbung
Werbung

Der „neue Typ” ist am Zug. Georg Baselitz, einer der interessantesten Maler und Zeichner der europäischen Kunstszene, zeigt in Heike Curtzes Galerie Grünangergasse 12 seine Zeichnungen und ein paar Ölbildei; def Jahre 1965/66. Wien holt damit, nach was international hochgeschätzt (und in manchen Museen des Auslands bereits fester Bestand ist.

Gefallene, versperrte Maler, Idole hat er damals mit aggressivem, fast expressionistischem Gestrichel aufs Papier gebracht. Seltsame Hirtengestalten, die noch einmal mit der Welt ihrer Empfindungen abrechnen. Etwas Triefendes haftet diesen Zeichnungen an: Sie triefen von Gestrichel, von Fühlen, von Künstlerleiden, aber auch von Genieattitüde. Und deshalb sind sie wichtige Blätter geworden; denn unmittelbar danach hat der souveräne Zeichner Baselitz mit all diesen Gesten und Sentiments radikal aufge räumt. 1966 entstand das Bild „Der neue Typ”. Ein Mensch - durch einen Strich symbolisch geteilt. Das erste Frakturbild, der bald Unterteilungen in Streifen folgen sollten, in verschiedenen Malzonen, die sich verselbständigen und doch inhaltliche Bezüge haben. Ein für Baselitz wichtiges Phänomen, das auch in der übrigen europäischen Malerei hier und dort Folgen hatte. In Wien etwa bei Reimo S. Wu- kounig, dessen Frakturen- und Schnittbilder, zuletzt auf der Biennale in Venedig zum österreichischen Erfolg wurden.

Genau diese Phase wird aber in Baselitz’ Zeichnungen von 1965/66 vorbereitet. Der Abschied von der Genieattitüde bedeutet letzte Sammlung. Eine Ausstellung für alle, die über neue Kunst informiert sein wollen. Schöne Zeichnungen obendrein.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung