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Ästhetik der Klarheit

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Die Bilder kommen ohne Thea-tralik des Ungewöhnlichen aus. Detailgenau geben sie Alltägli-ches und Armseliges wieder.

In der ersten deutschsprachi-gen Monographie zum photogra-phischen Werk von Walker Evans (1903 - 1975) liegt der Schwerpunkt auf jenen Bildern, die im Auftrag der Regierung Roosevelt in den dreißiger Jahren entstanden. Zwei Jahre lang dokumentierte Evans das Elend der weißen Landbevölkerung in den "rural slums" des Südens. Die Bilder dienten der FSA (Farm Security Administration), einer Bundesbehörde, die im Rahmen der New-Deal-Refor-men Hilfsprogramme für Kleinbauern und Pächter entwickelte, als Arbeits- und "Beweismaterial".

Eine sozial brisante Aufgabe für Evans, denn letztlich bedeutete sie, den "american way of life" zumin-dest in Frage zu stellen. Dabei ent-standen Bilder, die heute als bedeu-tender Beitrag Amerikas zur sozial-dokumentarischen Photographie gelten.

Die Textbeiträge des Bandes set-zen sich mit der sozialen und kul-turpolitischen Situation der USA in den dreißiger Jahren auseinander und behandeln die Höhepunkte Evans' Schaffens.

Evans' Amerikabild ist mit kalkulierter Regie entstanden, es ist ebenso realistisch wie fiktiv. Seine Photographien sind schön in ihrer Einfachheit. Sie erzeugen jedoch Distanz zur Armut. Dabei verlieren sie die schockierenden Aussagen eines Voyeurismus von Weegee (Arthur Felling), verweigern sich aber ebenso dem Bildheroismus eines Alfred Stieglitz. Evans' Bilder leben von formaler Präzision und stilistischer Klarheit.

WALKER EVANS - AMERIKA: Bilder aus den Jahren der Depression. Schirmer-Mosel Verlag, München 1990. 268 Seiten, 231 SW-Abbildungen, öS 608,40.

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