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93 % Mensch, 7 % Schwein

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Die Debatte über Gen-Lebensmittel ist noch nicht ausgestanden, da macht schon ein neues Wort die Bunde: Xenotransplantation - die Übertragung tierischer Organe auf den Menschen. Die britische Firma Imutran beabsichtigt, noch heuer die ersten genmanipulierten Schweineherzen für Versuchszwecke zu verpflanzen. Imutran verfügt über die größte Schweineherde der Welt, die Tiere warten auf ihre Schlachtung zur Entnahme von Herz, Lunge, Niere und Bauchspeicheldrüse.

Der Markt für transplantierbare Organe ist schier unbegrenzt, Xe-notransplantationen versprechen der chemischen Industrie spektakuläre Gewinne: eine Studie errechnete, daß der Pharmagigant Ciba-Sandoz bis zum Jahr 2010 mit mehr als der Hälfte der Medikamente, welche die Abstoßungsreaktionen verhindern sollen, und mit 60 Prozent der Gentech-Organe acht Milliarden US-Dollars umsetzen wird.

Seit 1960 wurden weltweit 30 Xenotransplantationen durchgeführt, doch die Patienten überlebten höchstens wenige Wochen. Daher begann man, Schweinen und Pavianen menschliche Gene in ihr Erbgut einzuschleusen. Diese „Vermenschlichung” soll dem Immunsystem signalisieren, daß es sich nicht um einen Fremdkörper handelt. Die damit verbundenen Bisiken sind freilich nicht abschätzbar. Denn die Zellen der verpflanzten Organe breiten sich im ganzen Körper aus; Krankheitserreger, gegen welche Schweine und Paviane immun sind, könnten den Empfänger -und möglicherweise die Menschheit - mit Seuchen infizieren, gegen die kein Kraut gewachsen ist.

Ahnte es George Orwell, als er schrieb: „Die Tiere draußen blickten von Schwein zu Mensch und von Mensch zu Schwein und dann wieder von Schwein zu Mensch; doch es war bereits unmöglich zu sagen, wer was war”?

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