Haushuhn - © Foto: iStock/georgeclerk

Das Hendl in uns

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Das Huhn verliert die Impulskontrolle, wenn es Körner sieht, unser System aber, wenn Reichtum und Wachstum winken. Da kann sogar die Welt vor die Hunde gehen.Oliver Tanzer schreibt im neuen Human Spirits über das "Hendl".

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Das Huhn verliert die Impulskontrolle, wenn es Körner sieht, unser System aber, wenn Reichtum und Wachstum winken. Da kann sogar die Welt vor die Hunde gehen.Oliver Tanzer schreibt im neuen Human Spirits über das "Hendl".

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Ein guter Tag beginnt mit einer gerechten Tat. Dieses Prinzip ist unbestritten besser als jede politisch gereimte Matinee zu einem neuen Budget. In diesem Sinn hat diese Kolumne schon in den ersten Zeilen einen echten Mehrwert zu bieten. Denn hier soll diesmal dem Huhn nachhaltig Abbitte geleistet werden. Seine sprichwörtliche Dummheit existiert nämlich nur in unserem Vorurteil – ungebildetes Human-Gepicke gegen Unverstanden-Animalisches. Das zu erkennen, gelang dieser Tage Verhaltensforschern. Letztere haben das Treiben des meistgenutzten Hausvogels (eigentlich müsste hier stehen meistgeschlachteten, denn pro Sekunde werden der Menschheit zum Fraß 2000 Hühner getötet, Anm.) untersucht und sind zu erstaunlichen Ergebnissen gelangt.

Das Huhn ist demnach nicht weniger intelligent als die Krähe – und die Krähe ist bekanntlich so begabt wie mancher Primat sich das wünschen würde. Unser Gallus gallus domesticus kann jedenfalls krähengleich anspruchsvolle Aufgaben lösen, was Lernfähigkeit und Verhaltensflexibilität betrifft. So stellten die Wissenschafter den Vögeln etwa „Umlernaufgaben“. Zunächst lernten die Tiere, dass sich in einem mit einer bestimmten Farbe markierten Becher eine Belohnung befand. Dann wechselten die Forscher die Farbe und siehe – Hühner und Krähen stellten sich gleich schnell auf die neue Farbe um.

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