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Arno Schmidt

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Der manieristisch virtuose (in seinen Übertragungen amerikanischer Spannungsromane, aber

auch in herkömmlicher Diktion brillante) Arno Schmidt (1914-1979) ist zu einer literarischen Weltanschauung geworden.

Auslegungen seiner Texte (auch unter Apologeten umstritten) lesen sich als Exegese der geradezu Heiligen Schrift eines Märtyrers von kunstprophetischem Rang. Das liegt an seiner persönlichen Haltung, die dem artistischen Anderssein entsprach. Er lebte mit seiner Frau am Ostrand des Heidedorfes Bargfeld („Bargfelder Bote“ heißt ein Periodikum, das „Materialien zum Werk“ verkündet) und ließ nur wenige Freunde (= Anbeter) vor. Der Verkauf seiner Bücher soll schon mehr als 700.000 Stück erreicht haben, und für rare Erstausgaben werden Riesenpreise bezahlt.

Die Autoren-Reihe der Edition Text und Kritik hat ihn längst aufgenommen, der Band liegt als Neufassung in 4. Auflage vor, ein hochinteressantes Kompendium, das auch den „Zitatismus“ des Autors analysiert, der ein „gußeisernes Gedächtnis“ hatte.

„Das Ungetym“ von Stefan Gradmann interpretiert die Joyce/ Schmidt-Beziehung und will „auch für den ,Nicht-Schmidtia-ner' lesbar sein“. Er wurde ja zum deutschen Joyce-Pendant erklärt, ehe er den radikalen Iren gelesen hatte. Es gab freilich so viele Joyce-Epigonen, daß man das Original gar nicht kennen mußte. Die Masse an Sekundärliteratur zu Arno Schmidt nimmt allmählich kafkaeske Formen an.

ARNO SCHMIDT. Herausgegeben von H. L. Arnold. 221 Seiten, zur Zeit vergriffen.

DAS UNGETYM. Von Stefan Gradmann. 133 Seiten, öS 195,-. Beide: Edition Text + Kritik, München 1986.

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