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Begabung ist zuwenig

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Ist Journalismus ein Begabungsberuf oder Profession? Kann eine bloß redaktionsinterne Ausbildung von Jungjoumalisten noch den Anforderungen der Medien- und Meinungsvielfalt gerecht werden?

Welchen Stellenwert könnten die fünf in den letzten Jahren gegründeten Aus- und Fortbildungsinstitutionen einnehmen? Welche Aufgaben haben die ab 1982 installierten Hochschulkurse für Journalistik sowie die Universitätsinstitute in Wien und Salzburg?

Diese Fragen bildeten die Rahmenschwerpunkte einer jüngst in Wien abgehaltenen Enquete, zu der das Kuratorium für Journalistenausbildung eingeladen hatte.

Journalismus soll nach Meinung der Kursteilnehmer auch weiterhin ein frei zugänglicher Beruf bleiben, doch müsse es Jungjournalisten freistehen, aus den Ausbildungsangeboten zu wählen und Prüfungen abzulegen.

Dazu wurde ein von Dozent Max Gottschlich (Universität Wien) angeregter Ausbüdungsweg in Form eines Baukastensystems befürwortet, das sich aus den schon bestehenden Institutionen redaktioneller, berufsbegleitender (Kuratorium für Joumalisten- ausbildung), zielgruppenorientierter Ausbildung sowie den Hochschulkursen für Journalistik und den Instituten für Publizistik und Kommunikationswissenschaften zusammensetzen würde.

Aufgrund dieses Angebotes sollte es dem Jungjournalisten ermöglicht werden, auch die gebotenen Ausbildungsinhalte (praxisbezogenes Wissen, Ressort-oder Sachwissen, Medienwissen, allgemeines Grundwissen, Grundlagen der Kommunikationswissenschaften) nach eigenem Ermessen zu wählen.

Die Frage, welche Ausbildungsinstanz für welche Ausbildungsinhalte zuständig sei, konnte nicht geklärt werden. Einig war man sich aber, daß das Aus- und Fortbildungsangebot der berufsbegleitenden Institu-. tionen nur dann wirksam werden könnte, wenn eine Art Dachorganisation gebildet würde, die nach den Vorstellungen von Mag. Franz Ivan, Generalsekretär des Herausgeberverbandes, vom Kuratorium für Journalistenausbildung getragen werden könnte.

Als Minimalforderung für eine redaktionsinteme Ausbildung will ein Arbeitskreis die Nominierung mindestens eines Ausbildners je Verlag sehen, der nach bundesdeutschem Vorbild als Betreuer von Jungjournalisten fungieren soll.

Für den Arbeitskreis »Hochschulgebundene Journalistenausbildung“ hielt Gottschlich der landläufig vertretenen „Theorie-Pra- xis-Kluft“ entgegen, daß keine journalistische Tätigkeit ohne theoretische Implikationen möglich wäre: „Ich kann nicht eine Nachricht schreiben, ohne zu wissen, an wen die Nachricht geht, was diese Nachricht abbildet, was in die Nachricht hineinzubringen und was auszulassen ist.“

Bezüglich der Ziel- und Aufgabenstellung einer adäquaten Journalistenausbildung fallen nach Meinung der Gruppe dem Hochschulbereich zwei Kompetenzbereiche zu: die Sachkompetenz (politische, soziologische, wirtschaftliche, gesellschaftliche Kenntnisse) und die Fachkompetenz (Wissen über Struktur und Funktionen der Medien, Medien- und Publikumsforschung).

Dazu käme als dritter Bereich die Vermittlungskompetenz, die Sach- und Fachwissen vereint.

Breites Allgemeinwissen, persönliches Sinnverständnis des zukünftigen Berufs, analytische Denkfähigkeit, soziale Phantasie, Kreativität und Engagement wurden als inhaltliche Anforderungen an den Universitätsbereich gestellt.

Insgesamt wurde die Notwendigkeit hochschulge- bundenen Wissens sowohl von den anwesenden „Theoretikern“ wie den „Praktikern“ aufgrund des immer mehr wachsenden Informationsangebotes bejaht (was von Kuratoriums-Geschäftsführer Heinz Pürer durch eine Studie 1980 bekräftigt wurde).

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