Es ist gewiß ein ungewöhnliches Ereignis, daß man über hundert Jahre nach ihrem Erscheinen Erzeugnisse einer gehobenen Journalistik, Feuilletons, Informationsartikel, Buchbesprechungen neu abdruckt, nicht wegen ihres historischen Dokumentarwertes, und nicht wegen ihrer schriftstellerischen Bedeutung (die sie nebenher auch haben), sondern wegen des Informationswertes, den sie, als Zeugnisse einer ungewöhnlichen Kenntnis des behandelten Sachkreises, trotz ihrer nur für den Augenblick bestimmten Form, auch heute noch besitzen. Das ist mit den Schriften des Tirolers Fallmerayer der Fall. Der gelehrte Erforscher byzantinischer Texte hat durch viele Reisen in den nahöstlichen Raum zu seiner Quellenkenntnis eine solche lebendige, aus eigener Anschauung gewonnene Kenntnis des ehemals byzantinischen, zu seiner Zeit türkischen und gräko-slawischen Raumes erworben, seiner kulturellen Eigenart, seiner Denkweise, seiner Traditionen und seiner typischen Reaktionen, daß die hier gesammelten Aufsätze, so zeitgebunden vieles an ihnen auch ist, auch heute noch einen wesentlichen Behelf für das Verständnis balkanisch-vorderasiatischen Wesens und der Grundprobleme östlich-westlicher Begegnung darstellen. — Es ist dankenswert, daß der holländische Verlag es unternommen hat, den Neudruck vorzulegen.
GESAMMELTE WERKE von Jakob Philipp F aim e r ay er, heraus - gegeben von G. M. Thomas. Verlag Adolf M. Hakkert, Amsterdam 1970, drei Bände (Nachdruck der in Leipzig, 1861, im Verlag Engelmann erschienenen Ausgabe).
