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Beißend wahr

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(Jura Soyfer Theater im Orpheum, Wien/Donaustadt; „Astoria” von Jura Soyfer) Eine Zeitungsmeldung lieferte die Idee. Englische Betrüger hatten Subventionsgelder für ein nicht existierendes Land ergaunert. Bei Soyfer werden mit dem Schwindelstaat nicht nur Geschäfte gemacht, er wird auch zur Hoffnung der Armen und zur Metapher für Hitlerdeutschland. Not, Verzweiflung, Sehnsüchte der Wiener Arbeiter finden Ausdruck wie in kaum einem anderen Stück: „Das wird ein Armeleute-Tag voll Schweiß und Blut und Tränen, das wird ein Tag vom alten Schlag, nicht der, den wir ersehnen...” Ein Text voll Witz, Traurigkeit, Poesie - und nach wie vor beißend wahr. Er paßte 1937 genau auf Österreich und wurde verboten. Sein letztes Stück, „Broadway-Melodie 1492”, sah Soyfer nicht mehr, er war in Haft. Demnächst wird es als Kulturexport in den USA für Österreich werben.

Die Inszenierung (Ilse Scheer) ist sehenswert, obwohl einige Figuren (so Bernard Shaw) unterbelichtet bleiben und der Hinauswurf des Vagabunden und Astorischen Ex-politikers Hupka von einer astorischen NS-Kundgebung verpfuscht ist. Besonders gut: Cristo Melingo, Karl Dobravsky (Hupka und Pisto-letti).

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