Zauberlehrling

Aktuell nach 50 Jahren ...

(Jura Soyfer Theater, Wien; „Weltuntergang” von Jura Soyfer) Die Atmosphäre unter dem Holzdach über der Pawlatschen ist ein wenig tingeltangelhaft, ähnelt der eines kleinen Wanderzirkus, aber die Erwartungen sind hochgeschraubt, das Jura Soy-fer-Theater verwöhnt sein Publikum und die Kritiker. „Weltuntergang” ist ein erstaunlich aktuell gebliebenes Zeitstück von 1936, die Inszenierung von Jutta Wachsmann arbeitet dies heraus, hat aber nicht die Schärfe anderer Produktionen des Soyfer-Theaters. Wer das Stück nicht, wie der Verfasser dieser Zeilen, beinahe auswendig kennt, wird

Arme Entdeckte

(Jura Soyfer Theater, Wien; „Broadway-Melodie 1492“ von Jura Soyfer) Es geht grell, geschäftstüchtig, gar nicht zimperlich und erstaunlich zeitgemäß zu am spanischen Hof, an Bord der Santa Maria, im endlich entdeckten Amerika. Ausbeuterische „Entdecker“ aller Zeiten und Farben sind unschwer zu erkennen, vor allem jene, die Österreich 1938 „entdeckten“, obwohl das Stück da längst geschrieben war. Eine atemberaubende Vorwegnahme.Endlich darf man sie wieder spielen. Reinhard Auer und Georg Mittendrein, der diesmal nicht nur Regie führt, sondern auch einen Regisseur darstellt,

Lechner Edi neu

Zur Besinnung

(Jura Soyfer Theater, Wien; „... da standen sie im Staatenlos“ österreichische Dichtung im Exü) Es gibt Texte, die für sich sprechen müssen, bei denen ein Zuviel an szenischer Aufbereitung peinlich wirken könnte. Die „szenische Collage“ von Texten österreichischer Dichter von Paul Celan bis Stefan Zweig, von Rose Ausländer und Hermann Broch über Jura Soyfer, Theodor Kramer bis Berthold Viertel und Richard Zach, mit der das Jura Soyfer Theater vor allem an österreichischen Schulen gastieren wird, geht dieser Gefahr aus dem Weg. Klaus Uhlich dosiert die Effekte äußerst

Beißend wahr

(Jura Soyfer Theater im Orpheum, Wien/Donaustadt; „Astoria” von Jura Soyfer) Eine Zeitungsmeldung lieferte die Idee. Englische Betrüger hatten Subventionsgelder für ein nicht existierendes Land ergaunert. Bei Soyfer werden mit dem Schwindelstaat nicht nur Geschäfte gemacht, er wird auch zur Hoffnung der Armen und zur Metapher für Hitlerdeutschland. Not, Verzweiflung, Sehnsüchte der Wiener Arbeiter finden Ausdruck wie in kaum einem anderen Stück: „Das wird ein Armeleute-Tag voll Schweiß und Blut und Tränen, das wird ein Tag vom alten Schlag, nicht der, den wir ersehnen...” Ein

Soyfers Auferweckung

Für die gelungene vierbändige Jura Soyfer-Werkausgabe verlieh der Wirtschaftsverband Wien am 28. April im Rahmen des Bruno Kreisky-Preises für das politische Buch 2002 dem Verlag Deuticke den Sonderpreis.Vor nicht allzu langer Zeit, als es in Wien noch das Jura-Soyfer-Theater gab, wurde Soyfer häufig gespielt, er galt als revolutionärer Autor mit Zukunftsaussichten, als undogmatischer Linker mit poetischer Potenz, als österreichisch-witzige Antwort auf Brecht, kurz: er war in. Dann kam das Jahr 1989 und mit ihm die rückwirkende Erledigung aller Utopien. Kommunistische Schriftsteller

Jura Soyfer und die Welt von Heute

Jura Soyfer war Autor einer kritischen Öffentlichkeit am Ende der Ersten Republik und im Ständestaat. Wieso gehört diese Öffentlichkeit nicht zum Kanon der österreichischen Literatur, wieso ist diese nicht Teil der Identität des Landes? Ein Gespräch mit seinem Biografen.

Diagnose der großen Parteien

Was wäre alles anders gekommen, wäre der Arbeiteraufstand im Februar 1934 gelungen? Und wie kann es zugehen, dass heutige Bewohner des Karl-Marx-Hofes glauben, beim Namenspatron handle es sich um den Architekten des Gemeindebaus?Die Theaterregisseurin Eva Brenner setzt dem Texte und Lieder des viel zu wenig gespielten Jura Soyfer entgegen; ein wichtiges Verdienst Brenners, denn sogar heuer - immerhin jährte sich Soyfers Todestag im Februar zum 75. Mal - ignorierten die österreichischen Bühnen diesen so hellsichtigen Autor, der nach den Februarkämpfen 1934 seinen Roman "So starb eine