(Tiroler Landestheater; „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“ von Jura Soyfer) 1936 schrieb Jura Soyfer dieses bittere Stück, das in der Inszenierung von Klaus Uhlich komödiantisch gekonnt, mit viel Tempo und starkem Engagement aller, die atemberaubend prophetische Botschaft beklemmend über die Rampe bringt. Man lacht, um nicht zu schreien.Soyfer entwarf vor mehr als fünfzig Jahren ein Bild der Welt, das heute an Wahrheit und Aktualität noch gewonnen hat. Konnte man damals den technischen Fortschritt nicht rückgängig machen, um wieviel weniger ist dies heute möglich. Der
(Tiroler Landestheater; „Ido-meneo“ von W. A. Mozart) Die Irmsbrucker Erstaufführung des „Idomeneo“ zeigt Größe und Einheit im Emst und Pathos dieses musikalisch sehr ausgereiften Frühwerks von W. A. Mozart. Inszenierung und Bühnenbüd passen sich bruchlos der Feierlichkeit der prunkvollen Salzburger Kostüme an.Musikalisch begann die Aufführung etwas unnuanciert und grell, doch gewann sie unter dem Taktstock von Edgar Seipenbusch und durch die prachtvolle Leistung des Idomeneo (John Hurst) sehr bald nicht nur an Glanz, sondern auch an Ausdruck. Berückend waren Stimme und
(Innsbruck, Tiroler Landestheater; „Dantons Tod“ von Georg Büchner) Höchste Aufgabe des Dichters ist es, „der Geschichte, wie sie sich wirklich begeben, so nahe als möglich zu kommen“. Diesem Konzept Büchners beugte sich Rudolf Kautek in seiner dynamischen Inszenierung.Er ließ das historische Drama, mit unwesentlichen Kürzungen sich selbst entfalten und suchte nicht den offensichtlichen Gegenwartsbezug. Doch gerade dadurch erwies sich die Aktualität dieses Stücks über Vernichtung und Untergang im politischen Geschehen von Despotismus und Machtkampf. Freilich: Die kraftvolle
(Innsbruck, Tiroler Landestheater; „Ninive oder Das Leben geht weiter“ von Herbert Vogg (Libretto) und Erich Urbanner (Musik)) Diese erste große Oper des in Wien lebenden, in Innsbruck geborenen Komponisten ist ein Auftragswerk des Tiroler Landestheaters; sie bleibt — auch in ihrer gelungenen Uraufführung — in der Schwebe zwischen Oratorium und Oper. Das Libretto basiert auf dem Buch Jona und dem Auftrag Gottes an den Propheten, dem verderbten Ninive den Untergang vorherzusagen. Leider wirkt der angestrebte Zeitbezug immer wieder krampfhaft und in sich überholt.Erich Urbanner
(Innsbruck; Festwoche der Alten Musik) Zu ihrer Zeit waren die bei der Festwoche aufgeführten beiden Opern aufsehenerregende Erfolge. Alessandro Scar-lattis „Gli Equivoci nel sembian-te“, ein an sich harmloses musikalisches Schäferdrama, sicher wegen seiner Vorzüge von Text und Musik', aber auch wegen der Aufführung gegen die theaterfeindlichen Erlässe Papst Innozenz' XL; Pier Francesco Cavallis „Giasone“, vom Text her ein hybrides Gebilde aus Tragödie und Komödie, verdankt den Erfolg dem Witz des Librettos und seiner musikalischen Durchgestaltung. Sicherlich ist es das
(Telfs; Tiroler Volksschauspiel '88) Trotz aller finanziellen Schwierigkeiten kehren die Tiroler Volksschauspiele in diesem Jahr zu ihren interessanten Anfängen zurück. Mit zwei Uraufführungen junger Tiroler Auto^ ren und einer noch bevorstehenden österreichischen Erstaufführung werden deutliche Akzente hinsichtlich des Niveaus auf allen Ebenen gesetzt: Intelligentes Volkstheater wird hier die zeitgemäße Alternative zum herkömmlichen, regional begrenzten Volksstück.Der junge, 1961 geborene Lothar Greger schildert in seinem ersten Stück „Maria Magdalen Traum“ das Leben seiner
(Innsbruck; Festwoche der Alten Musik) Zwei weitere Konzerte und zwei Opernaufführungen im Rahmen der Festwoche hielten, was der Anfang versprach: höchstes Niveau, engagiertes Musizieren und Freude am ungewöhnlichen, neuentdeckten, wiederbelebten Kulturgut und an dessen Vermittlung.Pionierarbeit wurde insbesondere in den beiden Opernaufführungen geleistet: Rene Jacobs, durch Pietro Antonio Cestis „Orontea“ und Francesco Caval-lis „Xerse“ hier als Wiederbeleber alter italienischer Opern bekannt, wandte sich diesmal einer der ältesten deutschen Opern zu. Seine konzertante
Innsbruck.: Auftakt mit Orgelmusik und Barockmeistern(Festwoche der Alten Musik in Innsbruck) Ohne besondere Eröffnungszeremonien begann die diesjährige Festwoche der Alten Musik — leider immer noch ein Geheimtip für Insider — mit deutscher Orgelmusik des 15. bis 17. Jahrhunderts: Michael Radulescu spielte auf der von nur wenigen Organisten beherrschten Ebert-Orgel in der Innsbrucker Hofkirche auf unverwechselbar virtuose Art einmal verhalten herb, einmal prachtvoll entfaltend, dann wieder fröhlich verspielt.Höhepunkt des den „Meistern des Barock” gewidmeten Abends waren die
(Festwoche der Alten Musik in Innsbruck; Konzert des Ensemble „London Baroque“) Den musikalischen Glanz des alten Innsbruck will die Festwoche der Alten Musik heraufbeschwören, deren Ausführende zum großen Teil Dozenten der (zum 15. Male stattfindenden) Internationalen Sommerakademie sind oder waren: so Christophe Coin, der am Cello zusammen mit Erich Höbarth (Violine) und Johann Sonnleitner (Cembalo) das zweite Konzert (am Programm J. S. Bach und Dietrich Buxtehude) bestreitet, oder Hans-Martin Linde und Rene Jacobs, die heuer die Opern von Johann Joseph Fux und Pie-tro Cesti
(Tiroler Volksschauspiele Telf s 1986; „Tanneneh, eine alpine Legende“ von Hans Haid) Passend zum Tschernobyl-Jahr bringt Haids „Tanneneh“ außer Anspielungen auf die Verstrahlung durch Atomtechnik und auf den Bau von Kraftwerken die Vision vom Aufstieg und Fall der Stadt Vineta, die hier für die Vermarktung von Natur und Tirol-Appeal nicht in der Salzwasserflut, sondern im Kunstschnee untergeht. Der Zeitgeist bestimmt also auch die dritte Premiere in Telfs, freilich so diffus und inkonsequent, wie er sich meistens äußert. Geht es nun um die Vermarktung des Tirolischen oder um seine
(Tiroler Volksschauspiele Telfs 1986; „Drachendurst“ von Felix Mitterer und Anton Prestele; „Oh Tyrol“ von Herbert Rosendorfer) Drei lebende Tiroler schrieben die Texte für die Theaterstücke dieses Sommers in Telfs. Das klassische französische Melodram hatte eine musikalische Untermalung häufig stereotyper Texte. „Drachendurst“ nimmt diese Tradition auf, eine musikalische Untermalung, für die der Komponist und Dirigent Anton Prestele auf der Pauke verantwortlich ist, beeinträchtigt durch Lautstärke.Melodramatisch ist auch die Figurenkonstellation dieser Uraufführung, ein
(Tiroler Landestheater; „Die Nashörner“ von Eugene Ionesco) Das amüsant verpackte Erschrecken über die Fanatisierung der Massen machte Ionescos Stück in den sechziger Jahren zum Bühnen-Hit. Es hat an Aktualität nichts verloren und erlaubt mit seiner allgemeingültigen Analyse des Massenwahns viele Interpretationsmöglichkeiten.Günter Rainers Inszenierung geht bewußt die Skala der Stimmungen vom amüsant-satirischen Sketch bis zur betroffen machenden Verzweiflung durch. Günther Lieder zeichnet inmitten gutangelegter Typen in der Hauptrolle den einzigen wirklichen Menschen in all
(Tiroler Landestheater; „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen) In diesem frühen ironischen „dramatischen Gedicht“ steht der junge Theologe Ibsen deutlich unter dem Einfluß Kierkegaards. In seiner ganzen Länge unaufführbar, gilt es zu Recht als dramaturgisch höchst problematisch. Mögen die naiven Reime — in der Ubersetzung Christian Morgensterns — im ersten Akt noch als Kunstmittel gelten, so sind sie in den Träumen der großen Welt unangemessen und unerträglich.Dem Regisseur Erich Innerebner, der das Stück auf etwa einViertel kürzte, gelang ein dichter volkstümlicher erster Akt
(Landestheater Innsbruck; „Rodrigo" von G. F. Händel) Höhepunkt der „Festwoche für alte Musik" war wie in den letzten Jahren die Wiederaufführung einer verschollenen oder vergessenen Barockoper. Alan Curtis bescherte dieses Mal die seit 1707 nicht mehr gespielte frühe Händel-Oper „Rodrigo", deren Aufführung durch die Entdeckung bisher unbekannter Teile und durch Curtis' intensive Rekonstruktion erst möglich wurde.Einmal mehr trug die Aufführung die bestimmende Prägung zweier Personen: des Dirigenten Alan Curtis und der Regisseurin Shirley Wynne, die ihre choreographische
(Tiroler. Landestheater,„L'isola disabitata" von Joseph Haydn) Metastasios Text, eine wildromantische Anhäufung von Unwahrscheinlichkeiten — Piraten, verlassenen Inseln und scheinbar ausgesetzten Frauen — und Haydns eigenwillige Vertonung ohne Secco-Rezitative verlangen eine sehr sorgfältige Erarbeitung.Die Inszenierung von Ernst Pichler meisterte diese Aufgabe passabel. Dem Orchester fehlte jedoch die letzte Durchformung, wie sich etwa in den ungenauen Einsätzen zeigte. Mit den schwierigen Arien hatten die Herren (Hermann Vogl und Heinrich Wolf) ihre Mühe. Anmutig sangen und
(Tiroler Landestheater; „Das Gericht in Mantua" von Georg Fräser) Zur 175. Wiederkehr der Tiroler Freiheitskriege wurde dieses herkömmliche historische Drama ungefähr dreißig Jahre nach seiner Entstehung wieder ausgegraben. Die großen Klassiker betteten ihre politischen Anliegen in handfeste private Rahmen.Wie Goethes „Egmont" oder Manzonis „Conte di Carmagnola" gipfelt Fräsers Stück in einer Prozeßszene mit vorbestimmtem Ausgang. Zwar bringt der Autor sein Anliegen, den Appell für Freiheit und Recht der Minderheiten und der Unterdrückten, hier auf glaubhafte Weise zum
(Tiroler Landestheater; „Co-lombe" von Jean Anouilh) Trotz überzeitlicher Gesamtaussage sind manche Stücke Anouilhs — wie auch dieses — nicht mehr aktuell. Allzuviel wird rezitiert, allzu fremd ist die Situierung im Pariser Startheatermilieu der Jahrhundertwende.Man könnte sich den gesamten, nicht immer logischen und outrierten Handlungsablauf mit seinen karikierten Figuren allenfalls als wüsten Traum des betrogenen jungen Mannes vorstellen, eine Realisierungsform, die am ehesten dem Film möglich wäre.Regisseur Heinz Possberg ließ den Dingen allzusehr ihren Lauf und siehe,
(Tiroler Landestheater: „Nachbarinnen“ von Loleh Bellon) Diese deutschsprachige Erstaufführung von „Le Coeur sur la main“ bestätigt die Wirksamkeit des Stücks, das in Frankreich eine sehr gute Aufnahme fand. Es löst Betroffenheit, Aggressionen und verlegenes Gelächter aus; dabei ist die Durchführung traditionell und das Thema alltäglich: Menschliche Zuwendung scheitert an den kleinen Egoismen und deh' eingefahrenen Verhaltensweisen.Die Autorin, selbst Schauspielerin, weiß, wie man wirksames Theater macht. Einfühlsam und subtil setzte Regisseur Heinz Possberg seine Akzente.
(Festwoche der Alten Musik in Innsbruck) Daß Innsbruck ohne große Opfer von Stadt und Land zu intimen, aber qualitätsvollen Festspielen gekommen ist, verdankt man Otto Ulf: Er konnte nun zum siebten Male auch die Festwoche gleichzeitig mit der Sommerakademie und mit deren Mitwirkenden gestalten.Die Verbindung mit der Innsbrucker Tradition zeigte sich nicht nur in den Räumen, in denen schon vor Jahrhunderten gerade diese Musik erklang, sondern auch in der seit Jahren bemerkbaren Konzentration auf den Opernkomponisten Pietro Antonio Cesti, der am Hofe des Landesfürsten gewirkt hat.Die
(Telfs: Tiroler Volksschauspiele 1983, „Karrnerleut“ von Karl Schönherr und „Karrnerleut 83“ von Felix Mitterer) Mit guten Gefühlen macht man keine gute Literatur — meinte Andrė Gide. Dennoch: Mitterer hat mit einigen seiner früheren Theaterstük- ke Betroffenheit auslösen können. In Telfs kam nun im Anschluß an Schönherrs Ausgesto- ßenentragödie sein Einakter „Karrnerleut 83“ zur Uraufführung. Trotz der dichten Inszenierung von Gunnar Klattenhoff und trotz der geradezu idealen Umgebung (einer echten Schottergrube) erwies sich das Stück jedoch als zu melodramatisch
(Tiroler Landestheater:. Wagnerwoche Innsbruck) Ein ehrgeiziges Unterfangen wurde mit beachtlichem Erfolg realisiert: Drei große Wagneropern, „Die Meistersinger“, „Tristan und Isol de“ und „Parsifal“ kamen in einer Woche, 100 Jahre nach dem Tode des Komponisten, in Innsbruck zur Aufführung.Sicher wurden diesem Plan, der das Ergebnis eines dreijährigen Wagnerzyklus ist, bei der Ausstattung und Besetzung mancher anderer Oper Opfer gebracht, doch gibt der Erfolg der Festwoche, in der auch noch ein Abend über den unbekannten Wagner und ein Vortrag von Marcel Pra- wy stattfanden,
(Tiroler Landestheater: „Synchronisation in Birkenwald“ von Viktor E. Frankl) Im „Brenner“ veröffentlichte Ludwig von Fik- ker 1948 den Text, der eine szenische Umsetzung des inzwischen berühmt gewordenen Buches „... trotzdem Ja zum Leben sagen“ von Frankl ist. Der Autor verarbeitet seine eigene Leiderfahrung aus dfem KZ, indem er das Leiden auch in den extremsten Formen als positives Erleben für den Menschen darstellt.Eine gewisse Naivität der bedrückenden Dialoge und Geschehnisse wird aufgehoben durch die kommentierende Rahmenhandlung und die bewußte Auflösung von Zeit und
(Tiroler Landestheater: „Der Unschuldige“ von Fritz Hochwälder) Hochwälders Dreiakter deckt zwar die Abgründe in der Seele der Menschen auf, doch scheint das Stück im Gegensatz zu Pirandellos und Schnitzlers älteren Dramen heute schon eine eher harmlose Komödie; ihr Reiz ist ähnlich wie in Kleists „Zer brochenem Krug“ zunächst die Spannung, die durch eine lang same Selbstentlarvung entsteht. Erst zuletzt wird die Unbestimm barkeit der Psyche erschreckend deutlich.Franz Kainrath stattete geschmackvoll aus und führte aucheine sorgfältige Regie, welche der Notwendigkeit eines
(Tiroler Landestheater: „Der Apotheker“ von Joseph Haydn.) Die Innsbrucker Erstaufführung und erste Vorstellung im geplanten Haydn-Zyklus war zugleich ein erster Höhepunkt in der bisher eher grauen Musiktheatersaison.Freilich ergeben der heitere Text Goldonis und die humorvolle Musik ein gefälliges Werk, dessen Konventionalität bei einer Interpretation mit Verve nicht auffällt. Und wenn man auch in der Tempiwahl mehr Nuancen und vor allem mehr Bereitschaft zum Piano erwartet und sich die Gestalt Mengones schauspielerisch schelmisch-gewandter und stimmlich schöner und sicherer
(Tiroler Landestheater; „Luisa Miller" von Giuseppe Verdi) Falsche Töne, allzu große Lautstärke, Bravo-Rufe und Beifall an völlig falschen Stellen bestimmten den Abend. Offenbar weiß die allzu junge Anhängerschaft mancher Sänger nicht zu differenzieren. Dabei konnte man den Eindruck haben, daß diese Oper für die Innsbrucker Erstaufführung gewählt wurde, weil sie weniger Vergleichsmöglichkeiten bietet. Eine große Tenorpartie wurde einfach verschenkt. Umso erstaunlicher war Lisa Karlsson als Luisa ohne die Unterstützung des Liebhabers, stark waren die musikalischen und
Zum 400. Todestag der heiligen Teresa von Avila stand Innsbruck ganz im Zeichen des von ihr reformierten Karmel, das Institut Francais sorgte für ein informatives Beiprogramm mit Filmen, Vorträgen und Ausstellungen zu dem von Landesintendant Helmut Wlasak zeitgerecht auf den Spielplan des Tiroler Landestheaters gesetzten Bühnenwerk „Die begnadete Angst”, von Georges Bernanos. Albert Beguin hatte aus dem Filmszenario des Autors eine neue Fassung erarbeitet.Die ungeheuer dichte, ausgefeilte Inszenierung Rudolf Kau-teks löste Beklemmung aus — selten gab es ein so still fasziniertes
(Tiroler Landestheater; „Hoffmanns Erzählungen” von Jacques Offenbach). Der schmale Grad zwischen Oper und Operette, zwischen Gefälligem und Effektvollem, wurde in der Inszenierung von Helmut Wlasak leider häufig überschritten. GrelleWirkungen und Schauerromantik beherrschten insgesamt das Bild, musikalisch blieb es bei durchschnittlichen Leistungen (Dirigent: Edgar Seipenbusch).Halb versöhnt wurde man durch Lise Karisson, die mit beachtlichem Format die drei Geliebten Hoffmanns sang und spielte, aber insgesamt durch diese gewaltige Anforderung doch etwas angestrengt wirkte. Ehrliche
Werkgetreue, historisch richtige Aufführungen alter Musik und die Wahrung der Freude am Musizieren und Hören, das haben die Ambraser Schloßkonzerte und die elfte Sommerakademie in Innsbruck unter der Leitung von Otto Ulf erreicht. Diese Ziele verfolgte auch die sechste Festwoche der Alten Musik mit den faszinierenden Aufführungen alter, vielfach mit Innsbruck verbundener Meisterwerke.Die beiden Höhepunkte aber bildeten zwei Opern. Der Contratenor Rene Jacobs dirigierte im Riesensaal die konzertante Aufführung von Antonio Cesti's „Orontea"; dieses Werk, in dem Jacobs selbst neben
Das Publikum akzeptierte das skandalträchtige Stück von Felix Mitterer bei der Uraufführung mit Sympathie und Jubel. Der Beifall galt weitgehend und berechtigterweise vor allem den Schauspielern und der Regisseurin — Ruth Drexel —, aber mancher Szenenapplaus meinte die Ideologie.Die ausgezeichnete, dezente und durchdachte Regie und die außergewöhnliche Leistung der Schauspieler — vor allem Krista Posch (Moid), Markus Völlenklee (Ruepp), Hans Brenner (Pfarrer), Traute Wassler (Bäuerin) — gaben dem Stück bis zur Pause Einheitlichkeit und Dichte und vermieden so die Gefahren, die
(Franziskanische Klosterkunst — 800 Jahre Franz von Assisi, Schwaz/Tirol) Beeindruckend der Festakt, der die jetzt seit über 500 Jahren bestehende enge menschliche Verbindung zwischen den Franziskaner-Patres und der Bevölkerung deutlich machte, mit dem die Ausstellung eröffnet wurde. Mehr als 500 Exponate werden im gotischen Rathaus, im restaurierten „Rabalderhaus”, auf Schloß Freundsberg und im Kloster selbst vorgestellt.Nicht alle Exponate sind von kunsthistorischer Bedeutung: es werden Zeugnisse franziskanischer Gläubigkeit wertfrei nebeneinander gestellt, von den wundervollen
(Tiroler Landestheater: „Der Menschenfeind" von Hans Magnus Enzensberger). Rousseau schon tadelte Moliere, weil er den Stoff des „Misanthrope" nicht ernst behandelt habe. Wieweit Enzensbergers Bearbeitung dieser Komödie den Intentionen des Franzosen entspricht, soll nicht diskutiert werden.Er schafft eine Satire der Gesellschaft in einer glänzenden Mischung von Umgangssprache, Jargon und Vers, die mehr und mehr von der amüsierenden Entlarvung der Schwächen zum ernsten Drama des aufrichtigen Menschen in einer auf Ansehen und Geld, Karriere und Glamour abzielenden Gesellschaft
(Tiroler Landestheater; „Das Dunkel ist licht genug" von Christopher Fry) Dicht, fast immer stimmig und—das ist das Erstaunliche — spannend ist Rudolf Kau-teks Inszenierung dieses sehr poetischen Konversationsstücks über den fragwürdigen Sinn von Heldentum und Nationalitätenstreitigkeiten. Das Ensemble wirkt sehr präsent, die trotz der geschickten Kürzungen des Regisseurs immer noch gefährlich langen Dialoge werden sehr differenziert gebracht.Beide Protagonisten Sonja Höfer als Gräfin und Winfried Görlitz als Gettner sind stark in ihrer Ausstrahlungskraft, Görlitz
(Tiroler Landestheater: „Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart.) Das Innsbrucker Publikum liebt diese Zauberoper; es applaudiert auch bei den schwächeren Leistungen in den populären Arien der Königin der Nacht. Adri-ana Anelli ist mit dieser schwierigen Partie überfordert. Auch die drei Knaben erhalten unverdienten Beifall.Insgesamt ist die Aufführung liebenswürdig. Hansjörg Stocks ju-gendstilhafte Dekorationen und farblich sehr schön abgestimmten Kostüme bieten der überlegten und vorsichtigen Inszenierung von Gotthardt Schubert, der auch selbst einen sehr schönen
(Innsbruck, Festwoche der Alten Musik.) Die Festwoche bildete (zusammen mit dem letzten Ambraser Schloßkonzert) auf kulturellem Gebiet den einzigen angemessenen Beitrag zur 800-Jahr-feier Innsbrucks, innerhalb derer die alte künstlerische Tradition der Stadt sonst nicht berücksichtigt wurde. Sie begann mit einem Konzert aus Opern des mit Innsbruck verbundenen Renaissancemusikers Cesti - im Riesensaal der Hofburg meisterhaft von Rene Jakobs (Countertenor) und Judith Nelson interpretiert.Sie brachte „Kammermusik des Hochbarock", an der auch zwei bekannte Tiroler Künstler, Max Engels
(Tiroler Landestheater, Innsbruck; „Manon von Jules Massenet) Regisseur Werner Michael Esser und Bühnenbildner Edgar Ruth waren die eigentlichen Stars des Abends bei der Premiere von Massenets „Manon”: Mit den riesigen Bilderrahmen und Lichtprojektionen brechen sie das Süßlich-Unwahrscheinliche der Handlung, das Publikum wird sich wohl daran gewöhnen, bei der nicht realistischen Darstellung auf direkte Identifikationsmöglichkeiten verzichten zu müssen. Die eigentümliche Farbigkeit dieser französischen Oper bringt das Orchester unter der Leitung von Robert .lud reizvoll zum
(Tiroler Landestheater) Elias Ca-netti stellt in den „Befristeten” die Absurdität und grausame Unfaß-barkeit des Todes heraus, läßt aber anders als Camus keine Kompensation durch das Glück des Bewußtseins zu. Das Stück erweist sich auf der Bühne in Voraussetzung und Handlung schwer zugänglich, jedoch beeindruckend. Die Inszenierung von Rudolf Kautek - im sehr wandlungsfähigen und bedrückenden Bühnenbild von Hansjörg Stock- arbeitet die Alptraumatmosphäre und die satirisch-komischen Züge des Dramas gleichgewichtig heraus.Daß die Interpretation einiger Einzelepisoden weniger
(Tiroler Landestheater) Die Rollenauffassung Kurt Müller-Waldens in der Titelrolle von Hofmannsthals „Unbestechlichem" war überraschend und ungewöhnlich: Still und konzentriert, schrullig, als Werkzeug einer höheren Macht, glänzend in der grüblerischen Verklemmtheit war er ein Theodor, wie man ihn selten sieht.Auch bei den anderen Darstellern gab die ganz auf Reflexion angelegte, sehr durchgeformte Inszenierung von Heinz Possberg der individuellen Verinnerli-chung breiten Raum. Ingrid Heitmann (Anna) fand nachdenklich-sensible, für sie ganz neue Töne. Auch die sehr guten
(Tiroler Landestheater) Innsbrucker Erfolgsrezept ist die sorgfältig erarbeitete publikumswirksame Oper mit nicht allzu großer Besetzung: So die Eröffnungspremiere „Carmen“ (allerdings mit einigen Gästen) und am Samstag „Figaros Hochzeit“. Regisseur H. Wlasak und Dirigent /E. Sei- penbusch erreichten auch diesmal federnde Spannung, die Schauspieler-Sänger spielten gelöst und bewegt. Doris Linser, lange schon in Innsbruck erwartet, gestaltete die Susanne intelligent und schelmisch mit ihrem sehr weichen, flexiblen Sopran. Gleichmäßig verläßlich wie immer Annelies Hückl als
Das Tiroler Landestheater, das zu Beginn der Spielzeit mit großen Werken des Musiktheaters eine glückliche Hand hatte, ist nun beim Angebot für die Faschingszeit den Ansprüchen der leichteren und leichten Muse nicht gerecht geworden.Die allzu groß aufgemachte Uraufführung der Neufassung von Johann Strauß' „Cagliostro in Wien“ hat die Erwartungen nicht erfüllt. Auch die musikalische Neufassung von Hans Pero kann den relativ langweiligen Nummern nur wenig Schwung geben, und Ernst Pichler, der mit Ulrich Baumgartner das Buch bearbeitet hatte, konnte als Relgisseur nicht genug Abstand
„Die Zwillinge aus Venedig“, die Goldonis früher Schaffenszeit angehören und noch deutlich in der Tradition der Commedia dell'arte stehen, wurden bisher im deutschsprachigen Raum wenig gespielt: Es gab lange keine gute Übersetzung des im Dialekt geschriebenen Werkes, den deutschen Schauspielern entsprach die virtuose, lebhafte Spielweise der italienischen Stegreifkomödie wenig. Oswald Fuchs hat der Inszenierung am Tiroler Landestheater — seiner zweiten dieses Stückes, nach der sehr erfolgreichen im Mannheimer Natio-rualtheater im letzten Jahr — die neue Übersetzung von Heinz