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Berlioz statt Festspielalltag

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(Salzburger Großes Festspielhaus.) Die Meinung, daß Außenseiterprogramme außerhalb des gängigen Konzertklischees bei Salzburgs Festspielen das Publikum kaum interessieren, wird zwar von de,n, Festspielmachern immer wieder vorgetragen. Aber gerade so mutigeKonzerte wiedie. Aufführung von Hector Berlioz' „Requiem“ beweisen das Gegen-teü.

Vorausgesetzt allerdings, daß ein Mann wie James Levine am Pult der Wiener Philharmoniker steht, und mit souveräner Eleganz die Hundertschaften des Staatsopern- und Salzburger Kammerchors steuert, mitsamt der kleinen Trompeter- und Posaunistenarmee, die für dieses Monsterwerk aufgeboten werden muß.

Freilich scheinen gerade für Salzburgs Festspiele so prunkvolle Werke wie diese „Grandmesse des morts“ ideal: Die Festspielidee, der Rahmen des Festspielhauses, das Publikum, das auch einmal Programme außerhalb der Konzertroutine hören möchte, die finanziellen Möglichkeiten der Veranstalter... Das alles verpflichtet geradezu zur Aufführung solcher Stücke. Und es wäre eigentlich höchste Zeit, daß man sich hier der Schönberg „Gurrelieder“, Mahlers „Zweiter“ und „Achter“ oder Liszts „Heiliger Elisabeth“ annähme.

Die Aufführung der Berlioz-Messe wirkte wie aus einem Guß. Die riesige Klangarchitektur edel proportioniert. Berlioz' kühne Effekte der Stereomusik aus den vier Weltgegenden, wenn die Posaunen des Jüngsten Gerichts schmettern, beeindruckten tief. Packend die reiche Ausdrucksskala der Chorsätze, kulinarisch das fast süßliche Sanctus, das Entrückung und Seligwerden mit einer Kühnheit ausdrückt, wie es nur Mahler in der VIII. Symphonie gelungen ist... Das war eines der aufregendsten Festspielkonzerte. Festkonzert im besten Sinne!

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