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Beschämend

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Aus der Schule geplaudert

„Wir sollten nicht versuchen, die Länder der Dritten Welt zu unserer Zivilisationsform zu bekehren, sondern wir sollten versuchen, sie in allem als Gleichwertige zu akzeptieren. Das heißt konkret, ihre Waren ohne Umwege zu kaufen.“

Die Wiener Schülerzeitung „Reißverschluß“ fordert mit diesen Zeilen ein Umdenken in Sachen Entwicklungshilfe, denn: „Besonders durch den Import von natürlichen, umweltfreundlichen Waren können wir Industrieländer, die sowieso mit den Problemen der Umweltverschmutzung und -Zerstörung zu kämpfen haben, profitieren.“

Aber trotz der erfreulichen Aktion „Jute statt Plastik“ ist von einem Umdenken leider noch wenig zu spüren. Im Gegenteil! Österreich bringt derzeit für Entwicklungshilfe nur 0,17 Prozent des Bruttonationalpro-dukts auf und liegt damit an letzter Stelle der Länder der OECD, die 0,3 Prozent als Minimum betrachtet.

Kein Wunder, daß MKV-Kartellse-nior Günther Ofher den Rückgang des Anteils der Entwicklungshilfe am österreichischen Budget auf derzeit 0,4 Prozent (1979) „als für Österreich beschämend“ bezeichnete.

Ernste Gedanken dazu hat sich eine Gruppe namens „Gerechtigkeit für die Dritte Welt“ gemacht, die in der Linzer Lehrlingszeitschrift „In“ die von ihr praktizierten Möglichkeiten zur Veränderung vorstellt: einfacher Lebensstil, Selbstbesteuerung, theoretische Beschäftigung mit den Problemen der Dritten Welt, Meinungsäußerung und Öffentlichkeitsarbeit.

Nähere Auskünfte über die Aktion ;,Selbstbesteuerung“ erteilt die. „In“-Redaktion (Obere Donaulände 7, 4020 Linz). Hier haben junge Menschen Kardinal Königs Vorschlag, den 13. Monatsgehalt womöglich für die Dritte Welt zu spenden, auf ihre Weise vorweggenommen.

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