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Bildende Kunst kommt zu kurz

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FURCHE: Bildende Kunst und Fernsehen - Welche Wünsche hat eine bildende Künstlerin ans Fernsehen? Wird bildende Kunst genügend berücksichtigt und wie wird sie berücksichtigt?

BRIGITTE KOWANZ: Bildende Kunst wird meiner Meinung nach zu wenig im Fernsehen berücksichtigt. Sie steht in keinem Verhältnis zu Opern-, Theaterübertragungen oder ähnlichem.

FURCHE: Hat es über Sie, über Ihre Werke schon einen TV-Beitrag gegeben?

KOWANZ: Ja, in der Sendereihe „Künstler-Lexikon" in FS 2 gab es über mich einen Beitrag. Nur sollte dann auch die weitere Entwicklung des jeweiligen Künstlers verfolgt werden, sie sollte immer wieder auf den letzten Stand gebracht werden. Aber im Ansatz sind diese Sendungen interessant und informativ.

FURCHE: Finden Sie diese Sendereihe auch formal gut gelungen?

KOWANZ: Die Reihe wird zu wechselnden Zeiten mittags oder nachmittags ausgestrahlt, was natür-

lich von der Sendezeit her nicht sehr günstig ist und dauert nur sechs Minuten, das ist zu kurz. Um über einen Künstler eine Sendung sinnvoll zu gestalten, würde es wahrscheinlich der wochen- oder monatelangen Recherchearbeit des Redakteurs bedürfen. Es kann eher nur auf etwas verwiesen werden, differenzierte Information ist nicht möglich.

FURCHE: Und das „Kulturjournal" im Anschluß an „Zeit im Bild"?

KOWANZ: Die Kurzbeiträge im „Kulturjournal" betrachte ich als reine Werbung - wie die Ankündigungen in Zeitungen. Aber nach einem solchen „Kulturjournal"-Beitrag gehen wieder einige Leute mehr in die betreffende Galerie, sie wurden also darauf aufmerksam gemacht, aber wirkliche Information ist das nicht.

FURCHE: Läßt sich bildende Kunst überhaupt im Fernsehen vermitteln? Ist nicht der Faktor Zeit dort vom Medium vorgegeben, während bei persönlicher Betrachtung eines Kunstwerkes die Dauer beliebig gewählt werden kann?

KOWANZ: Natürlich liegt es auch

am Medium, das ja teuer ist. Ich glaube aber, daß man bildende Kunst sehr gut übers Fernsehen vermitteln kann, nur bedarf es eben der Auseinandersetzung damit. Die Umsetzung eines Werkes ins Optische des Fernsehens müßte sehr genau überlegt werden. Man könnte beispielsweise nur ein Werk in den Mittelpunkt eines solchen Filmes stellen und sich genau damit auseinandersetzen. Das erfordert für einen Maler eine andere Darstellungsweise wie für ein Werk, das mit Licht arbeitet (Anm. d. Red.: wie Brigitte Kowanz selbst) und so fort. Ergänzen könnte dies jedenfalls auch die verbale Vermittlung. Fallweise gibt es im deutschen Fernsehen gelungene Beispiele dafür.

FURCHE: Fehlt also in erster Linie im Fernsehen die vertiefte Information?

KOWANZ: Es sollte sowohl den Überblick wie auch die vertiefte Information geben.

FURCHE: Kommen jüngere Künstler im Fernsehen eher zu kurz?

KOWANZ: Natürlich gibt es eher Darstellungen über arrivierte Künst-

ler. Es ist auch fraglich, ob junge Künstler, die noch in einem Entwicklungsprozeß stehen, so zu präsentieren sind.

FURCHE: Wenden sich Sendungen wie „Künstler-Lexikon", „Kulturjournal" nicht in erster Linie an Menschen, die sowieso ständig am Kulturschaffen Anteil nehmen. Ist das Fernsehen Ihrer Meinung nach geeignet, bei den moderner bildender Kunst eher Fernstehenden Interesse zu wecken?

KOWANZ: Das glaube ich auf jeden Fall, es kommt nur darauf an, wie es gemacht ist. Sicher läßt sich das eine oder andere Werk nicht umsetzen, oder will ein bestimmter Künstler das auch nicht, das sind aber die Ausnahmen. Als visuelles Medium kann es mit Inhalten konfrontieren, die nicht präsent sind, Fernsehen könnte wirklich bewußtseinsbildend wirken: Worum geht's in der modernen bildenden Kunst, Lernprozesse könnten in Gang kommen.

Brigitte Kowanz lebt als freischaffende Künstlerin in Wien, mit ihr sprach Leonore Rambo-sek.

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