7035856-1989_48_18.jpg
Digital In Arbeit

Lichtdimensionen

19451960198020002020

Den Otto Mauer-Preis 1989 erhielt die junge Objektkünstlerin Brigitte Kowanz. Sie arbeitet mit ungewohnten Materialien, setzt das Licht als künstlerisches Medium ein.

19451960198020002020

Den Otto Mauer-Preis 1989 erhielt die junge Objektkünstlerin Brigitte Kowanz. Sie arbeitet mit ungewohnten Materialien, setzt das Licht als künstlerisches Medium ein.

Werbung
Werbung
Werbung

FURCHE: Wie war Ihre Ausbil-dung? Woher haben Sie Ihre Anregungen-gerade auch für Ihre Lichtobjekte - bekommen?

BRIGITTE KOWANZ: Ich bin 1957 in Wien geboren, habe von 1975 bis 1980 an der Hochschule für angewandte Kunst, zunächst bei Wander Bertoni, dann bei Oswald Oberhuber studiert. Mein älterer Bruder Karl Kowanz hat ebenfalls an der Angewandten studiert, macht Videofilme, Musik. Meine Arbeiten wurden, nach den Anfängen in der Bildhauerei, immer mehr multimedial, in der Oberhuber-Klasse hatte man die meisten Möglichkeiten, grenzüberschreitend zu arbeiten. Über das künstlerische Geschehen weltweit erhält man Informationen, Einflüsse kommen von überall her, auch durch Zeitschriften, Bücher, Kataloge. Ich könnte und möchte keine Person nennen, von der eine Vorbildwirkung ausgegangen ist. Das Licht in den Mittelpunkt zu stellen, hat sich erst langsam bei mir entwickelt. Am Beginn stand die Auseinandersetzung mit Film, mit Fotografie, mit Video.

FURCHE: Sie haben seit drei Jahren an der Hochschule einen Lehrauftrag. Was unterrichten Sie?

KOWANZ: Ich bin Assistentin an der Meisterklasse, die jetzt Ernst Caramelle als Nachfolger von Ober-huber leitet. Nach wie vor ist das die Klasse mit dem größtmöglichen künstlerischen Freiraum, ich arbeite vor allem mit dem ersten Jahr-gang.

FURCHE: Liegt es Ihnen, Ihre Erfahrungen, Ihr Können weiterzuvermitteln?

KOWANZ: Grundsätzlich ist es interessant, manchmal bin ich zeitlich überfordert, wenn Ausstellungen bevorstehen etwa. Es geht bei meiner Lehrtätigkeit nicht nur ums Weitergeben, es entsteht ja ein Dialog mit den Studenten.

FURCHE: Gibt es in Österreich andere Künstler(innen), die mit

Licht arbeiten? Was ist das für Sie Charakteristische an Ihren Lichtobjekten?

KOWANZ: Bei den neueren Arbeiten verwende ich transparentes Material, also Glas. Durch Lichtbrechungen werden innere Ordnungen der Transparenz sichtbar gemacht. Es sind der dreidimensionale Gegenstand und zugleich -zweidimensional - sein graphisches Bild, der Schattenriß, die Lichtbrechungen zu sehen. Farblich sind schwarz, weiß und Grauabstufungen sichtbar. Meine Arbeiten sind an der Grenze zwischen Installation, Objekt und Zeichnung, sie arbeiten mit dem Raum, sie sind

Gegenstand und es entstehen graphische Momente.

Ich verwende auch Fluoreszenz-lichter, UV-verwandtes Licht, ' durch das bestimmte Substanzen, fluoreszierende oder phosphoreszierende Materialien leuchten. Sie rufen den Eindruck des „Immateriellen“ hervor, das Licht hat zugleich auch Bewegung in sich.

FURCHE: Diese fluoreszierenden Lichtobjekte sind auch farbig?

KOWANZ: Ja. Meine neueren Objekte haben durch die Lichtbrechungen höchstens zartschimmernde Spektralfarben aufzuweisen.

FURCHE: Die Juroren des Otto Mauer-Preises haben Ihre Arbeiten aus der „Beziehung zwischen Intel-lektualität und Sinnlichkeit“ und mit einer „weltbildlichen Dimension“ definiert. Fühlen Sie sich durch solche Zuschreibungen richtig verstanden?

KOWANZ: Eigentlich schon. Meine Arbeiten werden besonders durch das Licht, die Energie erfahrbar; sie sind erst durch den Anschluß ans Stromnetz wirklich vollständig.

FURCHE: Ist auch eine Verbindung zur aus den USA kommenden „Spiritual Art“ herstellbar?

KOWANZ: Ja, sicher haben die Arbeiten auch eine Art von „Spiritualität“.

FURCHE: Könnten Sie sich vorstellen, auch für kirchliche Räume zu arbeiten?

KOWANZ: Derzeit könnte ich mir das nicht vorstellen. Ich bin auch nie draufhin angesprochen worden.

FURCHE: Haben es - Ihrer Erfahrung nach - junge Künstlerinnen schwerer als junge Künstler?

KOWANZ: Es studieren immer mehr junge Frauen an den Kunsthochschulen, sie schließen auch ihr Studium ab, aber nur manche schaffen es, als freie Künstlerinnen zu existieren. Wie auch in anderen Bereichen, müssen sich junge Künstlerinnen intensiver anstrengen, brauchen länger, um sich zu behaupten.

FURCHE: Es gibt derzeit keine Hochschulprofessorin in der bildenden Kunst?

KOWANZ: Es gibt keine Leiterin einer Meisterklasse. Natürlich wären entsprechende Kandidatinnen vorhanden, vielleicht bewerben sie sich nicht. Sicher liegt es auch daran, daß eine aus Männern zusammengesetzte Jury über die Besetzung der Meisterklassen entscheidet.

FURCHE: Warum bewerben sich qualifizierte Kandidatinnen nicht?

KOWANZ: Sicher werden sich einige bewerben, aber vermutlich in geringerer Zahl als Männer.

Mit Brigitte Kowanz sprach Leonore Ram-bosek.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung