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Bilder und Reliefs

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Baumskelette gehören durch die von Ästen und Zweigen angeschnittenen Raumebenen zu den räumlich differenziertesten Gebilden. Heinz Greissing, der in der Galerie Würthle „Bäume" zeigt, hat diese Problematik richtig erkannt und versucht sie auf verschiedene Arten zu lösen. Man könnte bei seinen meist großformatigen öl- und Temperastudien und bei seinen Zeichnungen vier von ihm verwendete Möglichkeiten unterscheiden: erstens rein zeichnerische Formulierungen, die auch in den Bildern auftauchen und in denen die Linie oder die Pinselzeichnung in den Überschneidungen und Drehpunkten räumliche Ebenen und Drehpunkte angibt, zweitens farbräumliche, in denen die als Hintergrund gesetzte, jeweils verschiedene Farbe, die durch die Zweige begrenzten Ausschnitte räumlich ordnet, drittens farbig lineare, in denen ein verschiedenfarbiger Kontur Raumabschnitte bezeichnet und viertens eine farbige Modellierung mit Schraffen, in der die Farbe auf verschiedene Raumebenen verweist. Diese ehrliche und engagierte Ausstellung ist allein schon durch den Ernst der Problem-

Stellungen und die intelligenten Lösungsversuche sehenswert und interessant. Mängel, die in der ungenügenden Gestaltung des Hintereinander, der mangelnden Verbindung der Stämme mit dem „Boden" und dem wiederholten Anschneiden von Stämmen durch den Bildrand liegen, wiegen dagegen weniger schwer.

In der „Kleinen Galerie" in der Neudeggergasse stellt Herwig Steiner Aquarelle aus Griechenland aus, in deren meist gutgewählten und konzentrierten Raumausschnitten das Atmosphärische überwiegt. Bei Steiner formt die Farbe kaum am Raum mit, sie ist räumlich wenig differenziert und oft auch zu trüb und opak für Aquarelle gesetzt — auf dem Papier gemischt. Flott hingelegte Konturen werden von ihr nicht als Bauelemente mitgegliedert sondern überspielt, wodurch das meiste zu flach bleibt. Am besten sind die Landschaften in Verbindung mit Architektur, darunter die Blätter aus Hosios Lukas. In der gleichen Galerie zeigt Kurt Schestag gegenstandslose Holzreliefs, die, geschmackvoll bemalt, einem dekorativen Ästheti-zismus" folgen. Zwischen Jugendstil und Dadaismus stehend, sind sie dann am besten, wenn die Formen nicht zu gleichwertig bleiben und sich die gegeneinander gesetzten Strukturen ausbalancieren. Das geschieht etwa in „Satanas", „Corbilo-culare" und „Zabriski Point".

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