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Bosnien am Beginn eines Bürgerkrieges

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Der Krieg läuft im Fernsehen. Rund um die Uhr. In Visegrad an der Drina schlief kaum jemand in der Nacht auf Montag. Eine ganze Stadt hing am TV-Gerät. Auf den Straßen herrschte Totenstille. In Visegrad wurde am Wochenende auch schon geschossen - zwischen militanten Serben und radikalen Moslems.

Die Bilder aus Sarajewo zeigen. Krieg - auch nach einem vereinbarten Waffenstillstand zwischen den nationalen Konfliktparteien am Sonntag abend. Er hat anscheinend ebensowenig bewegt wie die unzähligen Reden namhafter Politiker im bosnischen Femsehen und die mahnenden Worte des Kommandierenden der UNO-Blauhelme für Kroatien, General Nambiar. Der Waffenstillstand hielt in Sarajewo nur ein Stunde.

Wer den Krieg live miterleben wollte, konnte die dramatischen Bilder im Fernsehen verfolgen, als Düsenjäger über die bosnische Metropole hinwegdonnerten und serbische Heckenschützen vom Superhotel „Holiday Inn" auf das gegenüberliegende Parlamentsgebäude das Feuer eröffneten.

Im Parlamentsgebäude waren zu jener späten Stunde Hunderte aufgebrachte Bürger, die einen sofortigen Rücktritt der Regierung forderten und eine überparteiliche „Rettungsfront" ins Leben rufen wollten. Im „Holiday Inn" hat Serbenführer Karadjic und seine „Serbische Demokratische Partei" das Hauptquartier.

Stolz sind die Serben auf den Freischärler und Vukovar-„Befreier" Zeljko Raznjatovic Arkan, der am vergangenen Freitag Bije'ljina, eine Grenzstadt zu Serbien, eroberte. Die serbische Vertreterin im bosnischen Staatspräsidium, Biljana Plavsic, rühmte Arkan, Ruhe und Ordnung wiederhergestellt zu haben. Dieser „Ordnung" sind mehr als 100 Menschen zum Opfer gefallen. Von den Toten wird aber nicht gesprochen.

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