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„Club of Lefts“?

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Vor fast zwei Jahren wurde unter dem Patronat des „Club of Rome“ ein Bericht über „Die Grenzen des Wachstums“ publiziert, der nach dem ersten großen Schock, den er auslöste, heftige Kritik auf den Plan rief. Seriöse Wissenschaftler meinten, daß den Computer-Berechnungen zum Teil falsche Hypothesen (etwa über die Rohstoffquellen) zugrunde lagen, daß vergangene Trends bloß mechanisch extrapoliert wurden und daß auch die Möglichkeiten des technischen Fortschritts zu wenig ins Kalkül gezogen wurden. Diese Kritik neutralisierte den Schock bis zum Eintreten der vor allem politisch bedingten Energieprobleme Anfang November 1973.

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Vor fast zwei Jahren wurde unter dem Patronat des „Club of Rome“ ein Bericht über „Die Grenzen des Wachstums“ publiziert, der nach dem ersten großen Schock, den er auslöste, heftige Kritik auf den Plan rief. Seriöse Wissenschaftler meinten, daß den Computer-Berechnungen zum Teil falsche Hypothesen (etwa über die Rohstoffquellen) zugrunde lagen, daß vergangene Trends bloß mechanisch extrapoliert wurden und daß auch die Möglichkeiten des technischen Fortschritts zu wenig ins Kalkül gezogen wurden. Diese Kritik neutralisierte den Schock bis zum Eintreten der vor allem politisch bedingten Energieprobleme Anfang November 1973.

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In diesen größeren Rahmen zu stellen ist eine Tagung des „Club of Rome“, für die Bundeskanzler Kreis-ky als Gastgeber von etwas mehr als einem Dutzend Regierungs- und Staatschefs am 4. und 5. Februar auf Schloß Kleßheim bei Salzburg fungieren wird und deren Einzelheiten Staatssekretär Veselsky bereits seit längerer Zeit vorbereitet. Selbst Bundeskanzler Kreisky und miiit ihm die Salzburger SPÖ dürften emsthaft bestreiten, daß Ort und Zeitpunkt dieser möglicherweise sehr bedeutsamen Veranstaltung in unmittelbaren Zusammenhang mit den Salzburger Landtagswahlen Ende März 1974 zu stellen sind. Man wird es dem sozialistischen Parteivorsitzenden auch gar nicht verdenken können, daß er seinen Veranstaltungskalender immer auf die nächsten Wahltermine ausrichtet. Das gehört zum Geschäft des Politikers in Demokratien. Dabei sollte er allerdings auch immer überlegen, ob es nicht doch einige Fragen gibt, die einer Behandlung außerhalb des wahlpolitischen Kalenders bedürfen. Die aktuellen und auch längerfristigen Energieprobleme, so scheint es, zählen zu diesen Fragen.

Diese Vorwürfe liegen auch deshalb sehr nahe, weil der Kreis der eingeladenen Staats- und Regierungschefs nach bestimmten Kriterien gezogen scheint. Bundeskanzler Kreisky hat als Kriterium die Größe und wirtschaftliche Bedeutung der Staaten genannt. Die Frage, wie er dann den kanadischen Ministerpräsidenten Trudeau und die indische Ministerpräsidentin Gandhi in einem so abgesteckten Kreis unterbringen konnte, hat sich offensichtlich noch nicht gestellt. Sicherlich konnte auch die Interessenlage der eingeladenen Staaten kein Kriterium sein, denn unter den eingeladenen Politikern befinden sich auch solche aus Rohstoffexportländern (Kanada, Polen usw.)und aus Rahstoffimportländern (Schweden, Holland usw.).

Ein Kriterium aber könnte das politische „feeling“ (nicht die parteipolitische Zugehörigkeit) der Eingeladenen gewesen sein. Denn selbst bei sehr aufmerksamer Betrachtung der Gästeliste von Schloß Kleßheim wird man dort keinen Politiker

finden, auf den etwa das konservative oder christlich-soziale Etikett passen würde — von Olof Palme über Tito bis Habib Bourgiba. Das macht durchaus nicht die Tagung, wohl aber den Effekt einer solchen sicherlich notwendigen Tagung problematisch. Ob das nun bewußt oder unbewußt geschehen ist: die Teilnehmerliste scheint willkürlich gewählt, und das vorgebliche Kriterium („nur die kleinen Länder“) wurde nicht eingehalten. Wird aus dem „Club of Rome“ ein „Club of Lefts“ — ein Klub der Linken?

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